NEUE ZÜRCHER ZEITUNG:
Die Taliban versprechen den Frauen Afghanistans Rechte. Doch die Erfahrung lässt bezweifeln, dass sie es ernst meinen. Das könnte ein Stolperstein für die internationale Anerkennung sein, die sie sich erhoffen.
Eine Frau sitzt verschleiert auf dem hinteren Sitz eines Motorrads. Seit die Taliban an der Macht sind, fürchten es viele Frauen, ihr Haus zu verlassen. | Bulent Kilic / AFP
Das gefürchtete Ministerium ist zurück. Über dem Eingang des einstigen Ministeriums für Frauen in Kabul prangt eine neue Tafel: Es ist jetzt das Ministerium zur «Verbreitung von Tugend und Verhinderung von Untugend». Hinter dem Namen verbirgt sich ein Ministerium, das im ersten Taliban-Emirat der neunziger Jahre Schrecken verbreitete: Frauen wurden geschlagen, wenn sie keine Burka trugen, Männer bestraft, wenn ihr Bart nicht genug lang war.
Vergangene Woche protestierte eine kleine Gruppe Frauen vor dem Gebäude, die Taliban liessen sie diesmal gewähren. Die Bilder gingen durch die Social Media und um die Welt. Eine Frau sagte der «BBC»: «Wir wollen nicht, dass das Frauenministerium entfernt wird.» Das Entfernen von Frauen bedeute das Entfernen von Menschen.
Es ist vielleicht der grösste Stolperstein des neuen Taliban-Regimes: Die Welt will wissen, welche Rechte die neuen und alten Herrscher Afghanistans den Afghaninnen gewähren. Viele Frauen haben Angst, sie fürchten einen Rückfall in die neunziger Jahre, die Zeit des ersten Emirats.
» | Andreas Babst, Kandahar | Freitag, 24. September 2021
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