Wednesday, November 16, 2022

«Wenn ich das Leben meiner Tochter mit dem ihrer Grossmutter vergleiche, sehe ich, wie schnell sich hier alles verändert»

NEUE ZÜRCHER ZEITUNG: Vor der Fussball-WM in Katar wird auch viel über die Rechte der Frauen in dem Emirat gesprochen. Im Gespräch erklärt die frühere Universitätspräsidentin Sheikha Abdulla al-Misnad, warum Bildung so wichtig ist und warum sie Frauen im Westen nicht beneidet.

Menschen laufen am 7. April 2012 vor der Skyline in Doha durch. | Kamran Jebreili / AP

INTERVIEW

Frau Misnad, inwiefern haben die Vorbereitungen auf die Fussball-WM, die am 20. November in Katar beginnt, Ihr Land verändert?

Der Anlass verändert vor allem den Blick anderer Länder auf Katar. Die Leute kommen hierher und sehen, dass wir ganz normal sind. Die Fussball-WM ist wichtig für die ganze arabische Welt. So können wir zeigen: Wir sind nicht nur ein Kriegsgebiet, es gibt nicht nur Probleme, Armut und Aufstände. Hier gelingen auch Dinge.

Das Image von Katar hat jedoch auch gelitten. Zum Beispiel wegen all der Bauarbeiter, die auf den Baustellen der WM starben.

Die Medien übertreiben. Die Arbeiter kamen freiwillig hierher, niemand hat sie gezwungen. Die meisten Unternehmen in Katar halten sich an das Gesetz. Natürlich gab es Ausnahmen, natürlich gab es Missbrauch. Aber das Arbeitsrecht ist mittlerweile strikt: Es gibt einen Mindestlohn, die Arbeitgeber müssen den Lohn pünktlich auszahlen und den Mitarbeitern eine Unterkunft zur Verfügung stellen. Wer das nicht tut, wird bestraft. Die WM hat uns als Land in dem Sinne weitergebracht. » | Aline Wanner, Doha | Sonntag, 13. November 2022