Sarkozy-Nostalgie in Frankreich: Das Phantom des Elysée
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Monatelang war er untergetaucht, abgehakt, fast vergessen. Jetzt ist Nicolas Sarkozy wieder im Gespräch: Gattin Carla Bruni äußert sich zur Karriere des französischen Ex-Präsidenten. Bereitet der einstige Elysée-Chef sein Comeback vor?
"Er ist ein Kämpfer, er beklagt sich nicht. Die Politik ist schonungslos, vor allem während einer Präsidentschaftswahl. Und diese Kampagne war letztlich die schönste seines politischen Lebens. (...) Er hat sich geschlagen bis zum Ende, und als er verstanden hatte, dass er verloren hatte, akzeptierte er einfach seine Niederlage - mit Würde."
Was Carla Bruni - Ex-Model, Musikerin und Gattin des früheren französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy - in der jüngsten Ausgabe des Magazins "Elle" über ihren Ehemann erzählt, klingt beinahe wie ein politischer Nachruf. Denn der Mann, der "Tag und Nacht arbeitete" im Dienst der Nation, muss jetzt "sein Leben neu gestalten", ein "neues Kapitel aufschlagen, nach 30 Jahren Politik".
Die Einlassungen der ehemaligen "Première Dame", als "Interview der Wahrheit" auf dem Titel der Modezeitschrift verbreitet, werden als Scoop nach sechs Monaten Stille verkauft: Einblicke auf vermeintlich Intimes ("Nicolas ist durchaus kein autoritärer Ehemann"), Berichte zum Innenleben des "Elysée" ("Dort arbeitet die Elite der französischen Traditionen") und immer wieder rührende Bewertungen des famosen Ex-Staatschefs. "Konstruktiv, kreativ, neugierig, luzid, tolerant", ein Mensch "ohne jeden Anflug von Sektierertum, geistig offen". Und dabei ein Mann, der auch im Urlaub täglich 50 Kilometer auf dem Fahrrad strampelt und mit 57 Jahren "nach vorne blickt": "Er wird erst innehalten, wenn er stirbt."
» | Von Stefan Simons, Paris | Donnerstag, 25. Oktober 2012