Nach Völkermord-Resolution: Türkei wirft Kongress „historischen Fehler“ vorFRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Nach der Entscheidung des Auswärtigen Ausschuss des amerikanischen Repräsentantenhauses, den osmanischen Massenmord an den Armeniern im Jahr 1915 als „Völkermord“ einzustufen, hat der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu am Freitag vor einer Verschlechterung der Beziehungen zwischen seinem Land und den Vereinigten Staaten gewarnt. Davutoglu bezeichnete die Entscheidung als Beleg für mangelnde strategische Weitsicht in Washington und fügte sinngemäß hinzu, Ankara erwarte, dass Präsident Obama dagegen vorgehe. Andernfalls sei der Ausblick (auf die Beziehungen zwischen beiden Ländern) „nicht positiv“, sagte Davutoglu.
Die Türkei werde den im vergangenen Jahr begonnenen Annäherungsprozess an Armenien fortsetzen, sich dabei aber nicht unter Druck setzen lassen: „Wir sind entschlossen, die Verhandlungen über eine Normalisierung der Beziehungen mit Armenien voranzutreiben“, wurde Davutoglu am Freitag zitiert. Allerdings gefährde die Entscheidung des Auswärtigen Ausschusses die Ratifikation der Protokolle über die armenische Annäherung durch das Parlament, sagte der Außenminister weiter.
Die Türkei und Armenien hatten sich im April 2009 unter Vermittlung der Schweiz auf eine Normalisierung ihrer Beziehungen geeinigt. Im Oktober vergangenen Jahres unterzeichneten Ankara und Eriwan ein Protokoll über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen sowie über die Öffnung der seit 1993 geschlossenen Grenze zwischen den Ländern.
>>> FAZ.NET mit tens., rüb., Reuters, dpa | Samstag 06 März 2010