WELT ONLINE: Wenn Nato-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in die Türkei kommt, ruhen die Augen der Gläubigen auf ihm und erwarten Verbeugungen in Richtung Islam. Bei seinem Besuch lobte jetzt der Däne die Vorzüge des Fastens – entschuldigte sich aber nicht nach dem Streit um die Mohammed-Karikaturen.
Einst hatte sich Anders Fogh Rasmussen gegen den türkischen EU-Beitritt ausgesprochen, und es abgelehnt, sich in der aufgeregten Debatte um die Mohammed-Karikaturen 2006 für Dänemark zu entschuldigen, oder gegen die dänischen Karikaturisten oder Medien vorzugehen, die Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht hatten.
Aus all diesen Gründen hatte die Türkei sich zunächst gegen seine Ernennung zum Nato-Generalsekretär ausgesprochen und erst zugestimmt, als unter anderem angeblich ein Versprechen gegeben worden war, Rasmussen werde sich in irgendeiner Weise entschuldigen und um eine Verbesserung der Beziehungen der Nato zur islamischen Welt bemüht sein.
Eine Entschuldigung hat er bislang nicht geboten, aber an Gebärden des Entgegenkommens mangelte es nicht, als er am Donnerstag für zwei Tage nach Ankara kam. Zurzeit ist Ramadan, und er nahm an einem abendlichen Fastenbrechen der islamisch geprägten Regierungspartei AKP teil. Er hielt dabei eine Rede, von der einige Zeitungen festhielten, er habe sich über die Vorzüge des Fastens geäußert, und von seinem großen Respekt für den Islam gesprochen, den er „eine der größten Religionen der Welt” nannte. Von Ministerpräsident Erdogan musste er sich ein Zitat des islamischen Mystikers Mevlana aus dem 13. Jahrhundert anhören, in dem fast Zweifel an der Ehrlichkeit des Nato-Chefs anklangen: „Zeig Dich wie Du bist, oder sei wie Du dich zeigst”. >>> Von Boris Kalnoky | Freitag, 28. August 2009