WELT ONLINE: Sie steht ihrem Vater in nichts nach: Die rechtsextreme Politikerin Marine Le Pen wettert gegen Burka-Trägerinnen. Dahinter steht ein Machtkampf in ihrer Partei Front National.
Gezielt provozieren, die öffentliche Empörung an sich abprallen lassen und sich danach über steigende Umfragewerte freuen – dies war lange Jahre die Strategie, mit der Jean-Marie Le Pen die Wahlerfolge des „Front National“ (FN) erzielte. Vor knapp zwei Wochen hat seine Tochter Marine Le Pen endgültig unter Beweis gestellt, dass sie dieses schwefelige Talent von ihrem Vater geerbt hat – und damit ihren Anspruch bekräftigt, diesen als Führer der rechtsextremen Partei abzulösen. Bei einem Auftritt in Lyon verglich die 42-jährige Muslime, die in manchen Vierteln französischer Großstädte freitags auf der Straße beten, weil es nicht genug Platz in den Gebetshäusern gibt, mit der Besetzung Frankreichs durch die Nationalsozialisten zwischen 1940 und 1944.
Vor zehn Jahren sei der Schleier aufgetaucht, begann Marine Le Pen ihre Ausführungen, inzwischen gebe es mehr und mehr Schleier in Frankreich. Dann sei die Burka gekommen, inzwischen gebe es mehr und mehr Burkas, behauptete die Frau mit der Stimme einer Stadionsprecherin. Und dann fügte sie betont umständlich und verschachtelt jenen perfiden Vergleich an, der in der Folge sämtliche Kommentatoren der französischen Medienlandschaft gut eine Woche lang beschäftigte: „Es tut mir leid, aber für diejenigen, die gerne vom Zweiten Weltkrieg reden, wenn es darum geht, über Besatzung zu sprechen, dann könnte man dies in diesem Fall so nennen, denn das, das ist eine Besatzung von Territorium.“ Diese geschehe zwar „ohne Panzer“ und „Soldaten“, „gleichwohl ist es eine Besatzung“, so Marine Le Pen. Weiter lesen und einen Kommentar schreiben >>> Sascha Lehnartz | Montag, 20. Dezember 2010