TAGES ANZEIGER: NSA-Chef Keith Alexander versteht die weltweite Empörung über seine digitale Sammelwut nicht. Überwachung ist, wie wenn man ein Bad nimmt, glaubt der General.
Zuletzt waren es die Daten von 60 Millionen spanischen und 46 Millionen italienischen Telefonaten. Zuvor handelte es sich um die Daten französischer Telefonate. Zwischendurch flog die Abhöraktion gegen Angela Merkel auf. 34 weitere Spitzenpolitiker wurden gleichfalls belauscht.
Kaum mehr ein Tag vergeht ohne weitere Nachweise amerikanischer Sammelwut mittels der elektronischen Ansaugstutzen der NSA. Ob die ungeheure Masse der Daten überhaupt verwertbar ist, weiss niemand. Wenn nicht, würde es den obersten digitalen Jäger und Sammler, den NSA-General Keith Alexander, wahrscheinlich nicht stören. Da mag Jen Psaki, die Sprecherin des US-Aussenamts, angesichts der Proteste amerikanischer Verbündeter etwas zerknirscht sagen, man solle Informationen nicht einfach sammeln, «weil wir es können, sondern wenn wir es brauchen». General Alexander würde ihr kaum zustimmen: Was möglich ist, wird gemacht, lautet seine Devise. » | Von Martin Kilian | Washington | Montag, 28. Oktober 2013
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Monday, October 28, 2013
Spähaffäre: Einsames Amerika
SPIEGEL ONLINE: Immer neue Enthüllungen zeigen, dass die NSA keineswegs nur Terrorabwehr betreibt und wie jeder andere Nachrichtendienst handelt. Der Geheimdienst tritt vielmehr mit dem gleichen Anspruch auf wie die amerikanische Regierung: über den Dingen zu stehen. Das muss sich ändern.
Barack Obama stand im Kanzleramt, in der Hauptstadt war es ein ungewöhnlich heißer Sommertag. Es war der 19. Juni, Obama war auf Berlin-Besuch, die NSA-Affäre hatte gerade Fahrt aufgenommen, und er sprach von der "Freundschaft" zwischen den USA und Deutschland. Er wollte die Deutschen beruhigen: Wir spionieren euch nicht aus, so etwas tut man unter Freunden nicht. Später schob er noch hinterher: "Wenn ich etwas von Kanzlerin Merkel wissen möchte, dann rufe ich sie an."
Ein paar Wochen später stand Obama im Ostflügel des Weißen Hauses unter Kronleuchtern. Er blickte ernst in die Kameras und sagte: "Der Hauptpunkt, den ich unterstreichen möchte, ist, dass weder ich noch die Mitarbeiter der NSA ein Interesse daran haben, irgendetwas anderes zu tun, als sicherzustellen, dass wir Terroranschläge verhindern." Es gehe bei den Aktivitäten des Geheimdiensts ausschließlich darum, "wie wir rechtzeitig Informationen bekommen, damit wir diese heikle Aufgabe lösen können. Wir haben kein Interesse daran, irgendetwas anderes als das zu tun." » | Ein Kommentar von Holger Stark, Washington | Montag, 28. Oktober 2013
Barack Obama stand im Kanzleramt, in der Hauptstadt war es ein ungewöhnlich heißer Sommertag. Es war der 19. Juni, Obama war auf Berlin-Besuch, die NSA-Affäre hatte gerade Fahrt aufgenommen, und er sprach von der "Freundschaft" zwischen den USA und Deutschland. Er wollte die Deutschen beruhigen: Wir spionieren euch nicht aus, so etwas tut man unter Freunden nicht. Später schob er noch hinterher: "Wenn ich etwas von Kanzlerin Merkel wissen möchte, dann rufe ich sie an."
Ein paar Wochen später stand Obama im Ostflügel des Weißen Hauses unter Kronleuchtern. Er blickte ernst in die Kameras und sagte: "Der Hauptpunkt, den ich unterstreichen möchte, ist, dass weder ich noch die Mitarbeiter der NSA ein Interesse daran haben, irgendetwas anderes zu tun, als sicherzustellen, dass wir Terroranschläge verhindern." Es gehe bei den Aktivitäten des Geheimdiensts ausschließlich darum, "wie wir rechtzeitig Informationen bekommen, damit wir diese heikle Aufgabe lösen können. Wir haben kein Interesse daran, irgendetwas anderes als das zu tun." » | Ein Kommentar von Holger Stark, Washington | Montag, 28. Oktober 2013
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