Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war es mit dem Ruhm der Roten Armee zunächst vorbei. Im Zuge des Kalten Krieges besserte Chruschtschow das Ansehen der Armee wieder auf, doch sie hatte fortan eine rein repressive Funktion und schlug Volksaufstände blutig nieder. Heute ist die Rote Armee nur noch ein Symbol für nostalgisch-nationalistische Bestrebungen. Nach dem Sieg über den Faschismus kehrten im Sommer 1945 neun Millionen sowjetische Soldaten in ihre Heimat zurück. Kriegsgefangene, die die deutschen Lager überlebt hatten, wurden zu Hause des Verrats bezichtigt und in den Gulag geschickt. Andere mussten betteln, da ihre Kriegsrente gestrichen wurde und sie aus den großen Städten verbannt wurden. Stalin hatte beschlossen, den ruhmreichen Tagen der Roten Armee ein Ende zu setzen. Während des Kalten Krieges bestand ihre einzige Funktion in der Wahrung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit.
Doch nach dem Tod Stalins im Jahr 1953 wurden die Karten neu gemischt. Der neue starke Mann Nikita Chruschtschow, der sich mit Hilfe der Roten Armee seines Konkurrenten, des NKWD-Chefs Lawrenti Beria, entledigte und ihn exekutieren ließ, leitete nach seiner Machtübernahme die Entstalinisierung ein. Er ernannte den bei Stalin in Ungnade gefallenen Marschall Georgi Schukow zum Verteidigungsminister. Dieser reorganisierte und modernisierte die Rote Armee, verhalf ihr zu neuem Ansehen und führte die Kriegsrente wieder ein.
Doch die Funktion der Armee blieb rein repressiv. Mit Unterstützung sowjetischer Panzer schlugen die Streitkräfte der Vertragspartner des Warschauer Pakts die Aufstände 1956 in Polen und Budapest sowie 1968 in Prag blutig nieder. Der Konflikt zwischen der UdSSR und den Westmächten wurde auf anderer Ebene ausgetragen.
Der Militäringenieur Sergej Koroljow entwickelte die erste Langstreckenrakete, die den Kosmonauten Juri Gagarin in die Stratosphäre transportierte. Diese Rakete hätte auch einen nuklearen Schlag gegen den Westen ermöglicht. Nach der Kubakrise 1962 leiteten die beiden Supermächte die Entspannungspolitik ein und führten gleichzeitig Stellvertreterkriege. So unterstützte die UdSSR ihre Verbündeten in der Dritten Welt bei der Aufrüstung.
In den 70er Jahren verschlechterten sich die Lebensbedingungen der Soldaten der Roten Armee drastisch. Ihr Alltag war geprägt von Rassismus, sexueller Gewalt, Mobbing und Promiskuität. Viele Wehrpflichtige versuchten, sich dem Militärdienst zu entziehen, doch es gab kein Entrinnen vor der Afghanistan-Mission, die sich bald als wahrer Alptraum entpuppte. Der erbitterte Kampf gegen die Mudschaheddin wurde zum Dauerzustand. Die Rote Armee war zunehmend geschwächt und demoralisiert; die Abneigung gegen das Sowjetsystem wuchs. 1989, zehn Jahre nach Beginn des Konflikts, befahl Michail Gorbatschow, die Rote Armee aus Afghanistan abzuziehen und die Soldaten nach Hause zu holen. Die UdSSR sollte sich von dieser Niederlage nicht erholen und zerfiel mit dem Rücktritt des Präsidenten Michail Gorbatschow am 25. Dezember 1991.
Dokumentation von Michaël Prazan (F 2018, 59 Min)
Video auf Youtube verfügbar bis zum 06/03/2023