SPIEGEL ONLINE: Die von WikiLeaks veröffentlichten US-Botschaftsdepeschen rütteln die Welt auf - schon kündigt die Internetplattform neue Enthüllungen an. Als nächstes will Gründer Julian Assange Zehntausende interne Dokumente aus einer großen US-Bank ins Netz stellen.
Washington - Berlin, Washington, London, Rom, Paris, Moskau - weltweit sorgt die Veröffentlichung Hunderttausender US-Diplomatendepeschen für Aufregung. Prompt kündigt WikiLeaks den nächsten Coup an: Seine Internetplattform werde Zehntausende interne Dokumente aus einer großen US-Bank veröffentlichen, "die ein oder zwei Banken in die Tiefe reißen" könnten, sagte WikiLeaks-Gründer Julian Assange dem US-Magazin "Forbes". Die Dokumente sollten "Anfang kommenden Jahres" im Internet veröffentlicht werden. Sie würden unter anderem zeigen, wie auf Führungsetagen der Banken gegen die Ethik verstoßen werde.
Die Offenlegung des Materials eröffne "wahre und repräsentative Einsichten, wie sich Banken auf der Management-Ebene verhalten", sagte Assange. "Man kann es das Ökosystem der Korruption nennen." Die Folge der Veröffentlichung dürften "vermutlich Untersuchungen und Reformen sein". Die Dokumente enthüllten "ungeheuerliche Übertretungen" und "unethische Praktiken". Gegenstand des Materials seien aber auch "die unterstützenden Entscheidungsstrukturen und die interne Ethik des Managements". Assange betonte jedoch, dass noch unklar sei, ob es sich hier um kriminelle Vorgänge handele. "Ich kann nur sagen, dass es klar um unethische Praktiken geht." Man sei sehr vorsichtig damit, Leute als kriminell zu etikettieren, bis man sehr sicher sei.
Der Australier verglich in dem Interview die anstehende Veröffentlichung mit den E-Mails, die im Zusammenhang mit dem Enron-Unternehmensskandal ans Licht kamen. Der einst zehntgrößte US-Konzern hatte 2001 nach einem Bilanzbetrug einen Insolvenzantrag gestellt - Auftakt einer ganzen Reihe von Betrugsfällen, die die US-Wirtschaft in den folgenden beiden Jahren erschütterten. Ecuador bietet Assange Asyl an >>> anr/dpa/AFP/dapd | Dienstag, 30. November 2010