Nov 5, 2022 | Alle deutschen Staatsbürger sollen den Iran verlassen, fordert die Bundesregierung. Hintergrund ist das harte, gewaltsame Vorgehen gegen die systemkritischen Proteste. "Sie wollen nicht temporäre Veränderungen des Systems, sie wollen die Abschaffung des Systems", so Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär.
Im Südosten Irans sind Proteste erneut in Gewalt umgeschlagen. In der Stadt Chasch sollen Demonstranten einen Polizeiposten in Brand gesteckt haben, berichtete die iranische Nachrichtenagentur Fars. Die Hintergründe waren zunächst völlig unklar. Nach Angaben von Staatsmedien gab es Verletzte. Erste Berichte in sozialen Medien meldeten auch Todesopfer. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
In der Hauptstadt der Provinz Sistan-Belutschistan hatten Sicherheitskräfte vor fünf Wochen Proteste brutal niedergeschlagen. Dutzende Demonstranten wurden dabei am 30. September, der fortan als "blutiger Freitag" bezeichnet wurde, in Sahedan getötet. Auch ein einflussreicher sunnitischer Geistlicher der Provinz, Maulawi Abdulhamid, kritisierte jüngst den Kurs der politischen Führung in dem mehrheitlich schiitischen Land. Weitere örtliche Geistliche sollen sich seiner Kritik angeschlossen haben.
Auslöser der systemkritischen Massenproteste im Iran war der Tod der 22 Jahre alten iranischen Kurdin Mahsa Amini Mitte September. Die Sittenpolizei hatte sie festgenommen, weil sie gegen die islamischen Kleidungsvorschriften verstoßen haben soll. Die Frau starb am 16. September in Polizeigewahrsam. Seit ihrem Tod demonstrieren landesweit Zehntausende gegen den repressiven Kurs der Regierung sowie das islamische Herrschaftssystem.
Nov 4, 2022 | Das Auswärtige Amt forderte alle deutschen Staatsbürger auf, Iran zu verlassen. Die Situation im Land sei aufgrund der Brutalität und Eskalationsbereitschaft des iranischen Regimes zu gefährlich. Im Umfeld von Demonstrationen komme es zudem häufig zu willkürlichen Verhaftungen.
Mehr als sechs Wochen dauern die Proteste im Land nun schon an. Auslöser war die Verhaftung von Mahsa Amini am 13. September 2022. Sie wurde von der Sittenpolizei in Gewahrsam genommen und drei Tage später für tot erklärt. Ihr Tod versetzte das Land in Aufruhr. Besonders Frauen gehen seitdem auf die Straße und protestieren. Die Demonstrant*innen fordern den Sturz des islamischen Regimes. Doch dieses reagiert mit Lügen, Unterdrückung und Gewalt.
Auch Journalist*innen werden von der iranischen Führung bedroht. Freie Berichterstattung ist schwer möglich. Ausländische Pressevertreter*innen werden überwacht. Sie dürfen Teheran nicht verlassen. Straßenaufnahmen sowie Interviews mit der Protestbewegung sind untersagt.
Derweil ist die Solidarität im Ausland groß. In vielen Ländern gehen Menschen auf die Straße und protestieren für die Freiheit der Frauen. Doch im Iran lassen die gewaltsamen Eskalationen des Regimes nicht nach. Trotz der wachsenden Brutalität gehen die Proteste weiter. Die Demonstrant*innen erinnern stets an Mahsa Amini und fordern: „Frauen, Leben, Freiheit“.
ZDF-Korrespondent Jörg Brase blickt auf die Wochen des Protests zurück und berichtet über die Lage im Land.
Im Iran gehen seit mehr als drei Wochen Menschen auf die Straße, um gegen die Islamische Führung zu protestieren – ausgelöst durch den Tod einer 22-Jährigen. Ihre Forderung ist nicht weniger als das Ende der Islamischen Republik.