WELT ONLINE: Die Angelegenheit wurde mit äußerster Diskretion behandelt. Weder die Botschaften noch die türkischen Medien bekamen Wind davon, dass Ministerpräsident Erdogan 1500 Politiker und Geschäftsleute türkischer Herkunft aus Europa nach Istanbul bestellte. Angeblich hat er sie auf die türkischen Interessen eingeschworen.
Rund 1500 Politiker und Geschäftsleute türkischer Herkunft aus europäischen Ländern kamen vor kurzem in Istanbul zusammen. Sie kamen auf Einladung und auf Kosten der türkischen Regierung. Die war bei dem Treffen prominent vertreten, Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan persönlich sprach eindringlich zu den Gästen.
Das Bemerkenswerteste an dieser Riesenveranstaltung war vielleicht die Diskretion, die sie umgab. Erst als der „Spiegel“ aufgrund von Aussagen mehrerer Teilnehmer nachträglich darüber berichtete, wurde die Geschichte publik. In der Türkei selbst war nichts in den Medien erschienen.
„Das ist weniger ein Bemühen der Regierung, die Sache diskret zu handhaben, als vielmehr die Ignoranz der türkischen Journalisten – sie verstanden einfach nicht, dass dies ein wichtiges Thema sein könnte“, meint ein westlicher Botschaftsvertreter. Und ein anderer weist darauf hin, dass es auch früher solche Treffen gab – aber nie in dieser Größenordnung und mit so prominenten Teilnehmern. >>> Von Boris Kálnoky | Mittwoch 24. März 2010