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Wednesday, March 04, 2009

Die saudischen Schiiten – Staatsbürger oder Ungläubige? : Unvollendete Integration droht in Konfrontation umzuschlagen

NZZ Online: Seit der Gründung des wahhabitisch geprägten Staates wird die schiitische Minderheit Saudiarabiens diskriminiert. Nach einer Periode der Annäherung an den saudischen Staat sind viele Schiiten ernüchtert und fordern grundlegende politische und religiöse Veränderungen.

tm. Katif, im Februar

An einem wolkenverhangenen Freitagnachmittag spielen in einem Vorort von Katif zwei lokale Fussballteams um den Sieg in der Regionalliga. Der Fussballplatz ist uneben, mehr Acker als Spielfeld, und wird von keinem Flutlicht beleuchtet. Spieler und Zuschauer sind Schiiten, denn Katif ist eine schiitische Stadt im sonst wahhabitisch geprägten Saudiarabien. Die meisten wahhabitischen Religionsgelehrten sehen die Schiiten als Ungläubige und erlassen bis heute Fatwas, die es erlauben, Schiiten wegen ihres Glaubens umzubringen. Da die Religionsgelehrten seit der Staatsgründung mit der Königsfamilie der Al Saud in politischer Symbiose leben, wurden die Schiiten religiös, politisch und wirtschaftlich unterdrückt. Einige der Zuschauer beklagen sich, dass diese Diskriminierung bis hin zu den Fussballplätzen reiche: «In Riad gibt es keine solchen Fussballplätze, dort ist alles hochmodern eingerichtet und wird von der Regierung bezahlt. Aber wir Schiiten müssen für unsere Sportplätze selber aufkommen, daher spielen wir auf diesem Acker.»

Die Opposition des Königs

Hinter einem der Tore stehen für die Ehrengäste Stühle und Bänke bereit, die Armlehnen einiger Sessel sind vergoldet. Auf einmal fahren zwei Geländewagen mit getönten Scheiben auf das Feld, und der Moderator verkündet durchs Mikrofon die Ankunft von Scheich Hassan as-Saffar. Dieser steigt aus dem Auto, begleitet von mehreren Leibwächtern, umarmt viele der Ehrengäste und setzt sich dann auf einen der goldenen Sessel. Saffar ist einer der berühmtesten religiösen und politischen Führer der saudischen Schiiten und vertrat in den letzten 15 Jahren oft die Interessen dieser Gemeinschaft gegenüber dem saudischen Staat.

In den siebziger Jahren hatte Saffar eine revolutionäre Organisation gegründet, die nach 1979 von Iran unterstützt wurde. Zur Rekrutierung benutzte diese Organisation unter anderem Fussballklubs, denn diese waren und sind noch heute eine der wenigen legalen Foren, in denen sich Männer versammeln können. Nachdem die Schiiten Saudiarabiens, inspiriert von der iranischen Revolution, erfolglos selber den Aufstand geprobt hatten, gingen Hunderte von Aktivisten ins Exil. Erst 1993 handelten sie ein Abkommen mit der saudischen Regierung aus. Der damalige König Fahd versprach eine Generalamnestie, die Freilassung Hunderter von politischen Gefangenen und eine langsame Aufhebung der religiösen Diskriminierung. Eineinhalb Jahrzehnte nach diesem Abkommen sind viele saudische Schiiten desillusioniert. Obwohl die ersten beiden Forderungen erfüllt wurden, fühlen sie sich weiterhin diskriminiert. >>> tm | Mittwoch, 4. Marz 2009

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