DIE PRESSE: Nachdem das Kopftuchverbot an Universitäten de facto gefallen ist, nimmt die Regierung nun den Schulunterricht ins Visier. Die Schule solle Werte vermitteln, die auf dem „Glauben an Gott“ basieren.
[Istanbul] Bei Verfechtern einer laizistischen Türkei schrillten diese Woche wieder einmal die Alarmglocken: Diesmal ging es nicht um das Kopftuch an Universitäten, sondern um die Bedeutung des Islam an Schulen. Die soll steigen, wie Vorschlägen zu entnehmen ist, die der nationale Unterrichtsrat laut der Zeitung „Hürriyet“ diskutierte. Sie würden den Charakter des Unterrichts verändern.
So wurde vorgeschlagen, die Schule solle Werte vermitteln, die auf dem „Glauben an Gott“ basieren und dies in islamischer Terminologie. Angeblich wurde auch über die Möglichkeit getrennter Klassen für Buben und Mädchen diskutiert. Der Rat stimmte schließlich für eine Empfehlung, die sich nicht direkt auf die Religion bezieht, die Zahl der Schüler an religiösen Schulen aber erheblich erhöhen könnte. Im türkischen Schulsystem ist zwar Religionsunterricht als Pflichtfach per Verfassung vorgeschrieben. Alle Schüler außer Christen werden in sunnitischer Religion unterwiesen, ob ihre Eltern wollen oder nicht. >>> Jan Keetman | Donnerstag, 04. November 2010