SÜDDEUTSCHE ZEITUNG: Die neue Regierung in Kabul zerstört endgültig alle Illusionen: Die Taliban haben sich nicht neu erfunden.
Es ist düster um Afghanistan bestellt. Aufbruch, Ausgleich, Überraschungen - alles nicht vorhanden im neuen Kabuler Kabinett. Stattdessen haben die Taliban eine Riege aus Hardlinern als Regierungsmannschaft präsentiert. Keine einzige Frau darf neben den zahlreichen Mullahs am Kabinettstisch Platz nehmen. Einige der Herren stehen auf internationalen Terrorlisten. Der Innenminister zum Beispiel würde bei Betreten der USA sofort verhaftet werden. Der Verteidigungsminister ist der Sohn von Taliban-Gründer Mullah Omar.
Dieses mit Extremisten besetzte Kabinett soll den Übergang in dem vom Krieg ausgezehrten Land gestalten. Die Mittel dafür sind angesichts der weitgehend eingefrorenen internationalen Hilfe und der weggebrochenen westlichen Kriegsindustrie indes begrenzt. Aber das ficht die Taliban gerade nicht an. Sie signalisieren mit dieser Regierung zweierlei: Intern brauchten sie zunächst einmal einen Interessensausgleich der verschiedenen Strömungen, da mussten unterschiedliche Fraktionen Posten erhalten. Und nach außen, also vor allem im Umgang mit dem Westen, sind ihnen Gefälligkeiten gerade weitgehend egal. » | Kommentar von Tobias Matern | Mittwoch, 8. September 2021
Die neue Regierung der Taliban: Ein Déjà-vu des Grauens: Die neue Taliban-Regierung ist weder gemässigt, noch repräsentiert sie die breite Bevölkerung. Zu ihren Ministern zählen viele Hardliner und einer der meistgesuchten Terroristen. Legitimität im Volk und westliche Anerkennung ist so kaum zu bekommen. »
Wer ist der mysteriöse neue Emir, der als Ober-Mullah über die Taliban wacht?: Bis vor kurzem wusste keiner, wie Haibatullah Akhundzada aussieht und ob er überhaupt noch lebt. Nun wird der Taliban-Chef selbst als «Oberster Führer» das Islamische Emirat Afghanistan lenken und über die Konformität der Politik mit der Scharia wachen. »