Wednesday, November 10, 2010

Österreich – Tezcan: "Warum habt ihr 110.000 Türken eingebürgert?"

DIE PRESSE: Der türkische Botschafter in Wien rechnet mit der gescheiterten Integrationspolitik ab und schont auch seine Landsleute nicht. Den Österreichern wirft er vor, sich nur im Urlaub für andere Kulturen zu interessieren.

Tuerkei,Oesterreich
Kadri Ecved Tezcan. Bild: Die Presse

Kadri Ecved Tezcan: Wollen Sie, dass ich im Interview als Diplomat antworte, was langweilig wird? Oder soll ich als jemand antworten, der seit einem Jahr in Wien lebt und viele Kontakte zu den 250.000 Türken hier hat?

Ich ziehe die zweite Variante vor. Was läuft bei der Integration der Türken in Österreich falsch?

Ich möchte eines vorweg sagen: Anders als Griechen oder Italiener begannen die Türken erst vor 35, 40 Jahren zu emigrieren. Österreich war übrigens das letzte Land, in das türkische Bürger kamen. Die Löhne in Deutschland waren höher.

Hat das zur Folge, dass es für Türken nicht einfach ist, sich an Regeln im Ausland anzupassen?

Das nicht. Ich wollte damit nur sagen, dass auch Einwanderer in den USA ihre Probleme hatten. Aber diese Probleme sind nun vergessen. Integration ist ein Prozess. Ich war vor fast zwanzig Jahren Generalkonsul in Hamburg. Jedes Jahr lud ich die Mädchen und Buben, die aufs Gymnasium aufgenommen wurden, in meine Residenz ein und gratulierte ihnen mit Geschenken. Es gab damals so wenige türkische Gymnasiasten. Heute könnte ich das in Österreich nicht tun, denn es gibt hierzulande ungefähr 2000 türkischstämmige Studenten, die hier geboren wurden, plus 20.000 türkische Gymnasiasten. Das ist wunderbar. >>> Von Christian Ultsch (Die Presse) | Dienstag, 09. November 2010

THE GUARDIAN: Austria treats Turks 'like a virus', ambassador claims: Kadri Ecved Tezcan causes diplomatic storm with interview accusing public and political elite of xenophobia >>> Ian Traynor, Europe editor | Thursday, November 11, 2010

FPÖ: ''Diplomatische Beziehungen zur Türkei aussetzen''

DIE PRESSE: Die FPÖ kritisiert die jüngsten Aussagen des türkischen Botschafters in Wien als "schier ungeheuerlich".

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky fordert die sofortige Aussetzung der diplomatischen Beziehungen Österreichs zur Türkei. Grund sind die Aussagen des türkischen Botschafters in Wien, Kadri Ecved Tezcan, im Interview mit der "Presse".

Es sei schier ungeheuerlich, was der oberste türkische Diplomat den Österreichern ausrichte und in keiner wie immer gearteten Weise akzeptabel, erklärte Vilimsky am Mittwoch in einer Aussendung. Der türkische Botschafter habe sich nicht nur massiv im Ton vergriffen, sondern einen Beweis mehr geliefert, dass die Türkei bzw. die türkische Mentalität niemals Teil der Europäischen Union werden könne, so Vilimsky. >>> | Mittwoch, 10. November 2010