FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Zwei oder drei Prozent für Anleihen – das ist jetzt wieder normal. Sparer müssen dafür noch nicht einmal große Risiken eingehen.
Die Anleihemärkte stehen gewöhnlich im Schatten der Aktien. Doch jetzt sind sie mit voller Wucht in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit ge¬rückt. Dort tut sich unglaubliches, längst vergessenes. Die Renditen lassen in einem irren Tempo die vielen Jahre mit negativen Zinsen hinter sich. 2014 waren sie erstmals unter null gerutscht. Noch bis Ende Januar und noch einmal Anfang März notierten sie unter dieser Schwelle. Und jetzt nur wenige Monate später bringen sie fast ein Prozent im Jahr.
Das ist noch nicht viel, aber derart schnell steigende Zinsen haben Anleihen seit Jahrzehnten nicht mehr erlebt. Es ist wahrhaft eine heftige Trendwende, die sich da gerade ereignet. Denn die Sparer können sich erstmals wieder seit Langem mit Anleihen befassen. Es gibt wieder Zinsen aufs Geld – ein neuer Zustand, der eigentlich historisch der Normalfall ist. So haben wir es in der Schule gelernt. » | Von Dyrk Scherff, Redakteur im Ressort „Wert“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung | Sonntag, 24. April 2022