FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Polen ist einer der wichtigsten Partner Deutschlands. Umso schlimmer ist für Deutschland, dass durch die Konfrontation zwischen Warschau und der EU-Kommission die Gefahr eines „Polexit“ wächst.
Ein Abschiedsbesuch ist nicht der Anlass, zu dem man Konflikte offen zur Schau stellt. So verlief der Besuch der Bundeskanzlerin in Warschau am Samstag recht harmonisch.Angela Merkel und der polnische Ministerpräsident Morawiecki versicherten einander, welche Bedeutung die Zusammenarbeit Polens und Deutschlands für beide Länder habe. Stellvertretend für die vielen Irritationen im deutsch-polnischen Verhältnis stand bei der Reise ein Treffen, zu dem es nicht gekommen ist: Der polnische Präsident Duda zog andere, innenpolitische Termine einer Begegnung mit der Kanzlerin vor.
Bilaterale Konfliktthemen wie Nord Stream 2 wurden zwar öffentlich angesprochen, aber in einem versöhnlichen Ton. Auch zum eskalierenden Streit zwischen der EU-Kommission und der Warschauer Regierung über die Rechtsstaatlichkeit in Polen wurden scharfe Worte vermieden. Dabei ist diese Auseinandersetzung für Deutschland von einer kaum zu überschätzenden Bedeutung. Denn auch wenn niemand einen Polexit will, den Austritt Polens aus der EU, wächst die Gefahr, dass es dazu kommt. » | Ein Kommentar von Reinhard Veser | Sonntag, 12. September 2021