TAGES ANZEIGER: Die Abgeordnete Barbara Lee hatte nach den Anschlägen auf das World Trade Center als Einzige gegen einen Truppeneinsatz gestimmt. Danach wurde sie als Verräterin beschimpft und erhielt Morddrohungen.
Drei Tage waren seit den Terroranschlägen vom 11. September 2001 vergangen. Die demokratische Abgeordnete Barbara Lee nahm wie fast alle anderen Kongressabgeordneten an einem Gedenkgottesdienst in der Washington National Cathedral teil. Wie sie später erzählte, hatte sie sich bis zu jenem Morgen den Kopf darüber zerbrochen, wie sie über das Gesetz Authorization for Use of Military Force Against Terrorists (AUMF) (deutsch: Genehmigung zum Einsatz militärischer Gewalt) stimmen sollte. Das Gesetz, das eine Antwort auf die Anschläge auf die Twin Towers war, würde dem damaligen Präsidenten George Bush die Erlaubnis erteilen, im Kampf gegen den Terrorismus die Streitkräfte einzusetzen.
Doch als Lee das Gebet des Pfarrers Nathan Baxter hörte, war ihre Entscheidung gefallen, wie die «Washington Post» schreibt. Als die Abgeordnete später im Repräsentantenhaus ihr Votum gegen die Resolution begründete, zitierte sie die inspirierenden Worte des Geistlichen: «Wenn wir handeln, sollten wir nicht zu dem Bösen werden, das wir beklagen.» Trotz ihrer Rede blieb Lee die Einzige, die gegen eine militärische Intervention in Afghanistan stimmte. Die Abstimmung im Repräsentantenhaus fiel mit 420 zu 1 Stimme aus, im Senat mit 98 zu 0. Das Gesetz wurde fast einstimmig verabschiedet, Lee als Terroristin, Kommunistin und Verräterin beschimpft. » | Lisa Füllemann | Donnerstag, 19. August 2021