An der Seite des sprunghaften und gelegentlich depressiven deutschen Kaisers Wilhelm II. gewann Auguste Victoria an Macht. Sie schirmte ihren Mann ab von liberalem Ideengut und verhinderte Reformen hin zu einer parlamentarischen Monarchie. Je mehr dem Kaiser die Fäden entglitten, desto mehr kämpfte die erzkonservative, bibelfeste Frau an seiner Seite für den Erhalt der in ihren Augen gottgewollten und -begnadeten Königsherrschaft.
Daneben engagierte sie sich als Landesmutter in besonderem Maße für kirchliche Einrichtungen, karitative Vereine und Institutionen. Auguste Victoria gründete die Evangelische Frauenhilfe und startete ein gigantisches Kirchenbau-Programm. Allein in den Arbeitervierteln Berlins entstanden 66 neue Kirchen, mit Gemeindehäusern und Kindergärten. "Kirchenjuste" nannte sie deshalb spöttisch der Volksmund.
Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, winkte Auguste Victoria vom Balkon des Berliner Stadtschlosses dem Volk zu. Sie hielt Krieg wie viele für ein legitimes Mittel der Politik. Sie glaubte noch an den Sieg, als der Erste Weltkrieg längst verloren war. Als es darum ging, den Weg frei zu machen für Verhandlungen um einen Waffenstillstand, sprach sie sich gegen die Abdankung aus. Sie folgte ihrem Mann ins Exil, wo sie 1921 starb.
Autorin: Annette von der Heyde
Schnitt: Christoph Schuhmacher
Dieses Video ist eine Produktion des ZDF