Bereits Anfang Mai, rund drei Monate vor dem Fall Kabuls, hat Frankreich begonnen, Familien aus Afghanistan auszufliegen. Das französische Aussenministerium hatte rund 600 Personen angeboten, ihnen das Flugticket zu bezahlen, sie in Frankreich für einige Zeit unterzubringen und sie beim Asylprozess zu begleiten. Der Kreis der möglichen Kandidaten war weit gezogen worden: Nicht nur frühere und noch aktive Übersetzer und Informanten französischer Organisationen hätten das Angebot erhalten, sondern auch Köche, Chauffeure und Reinigungspersonal, berichtete die Zeitung «Le Monde». Sie hatte das Vorgehen, zu dem sich das Ministerium bis heute nicht offiziell äussert, publik gemacht.
Eine Gruppe von Nichtregierungsorganisationen hatte beim Aussenministerium protestiert, weil auch ihre Mitarbeiter offizielle Ausreiseangebote bekommen hatten. Die Aktion käme einer Aufgabe des Landes gleich, kritisierten sie. Laut «Le Monde» beurteilten auch einige westliche Partner das Vorgehen der Franzosen als überstürzt; Paris tue so, als sei es beschlossene Sache, dass Afghanistan nach dem Abzug der letzten westlichen Soldaten in die Hände der Taliban fallen werde. » | Nina Belz, Paris | Samstag, 28. August 2021