ZEIT ONLINE: EU und USA können die russische Aggression auf der Krim nicht stoppen. Ihnen fehlt eine Strategie gegen Putins Neoimperialismus und so bleibt nur, mit ihm zu verhandeln.
Wie soll der Westen auf den Aufmarsch der russischen Armee auf der Krim und auf die unverhohlene militärische Drohung des Kreml gegen die Ukraine reagieren? In den europäischen Hauptstädten und in Washington herrscht Rat- und Hilflosigkeit. US-Präsident Barak Obama warnt Wladimir Putin zwar davor, sich zu isolieren. Und die Europäer mahnen beide Seiten, den Konflikt nicht weiter anzuheizen. Doch Obamas Drohung wird Putin kaum beeindrucken und auch Europa kann oder will nicht mit Konsequenzen drohen.
Denn militärisch werden sich weder die USA noch die Europäer in der Ukraine engagieren. Die neue Führung in Kiew und die ukrainische Armee haben dem russischen Riesen ebenfalls kaum etwas entgegenzusetzen. So kann Russland ungestört Truppen auf die Krim verlegen. Faktisch hat es die ukrainische Halbinsel, die jahrhundertelang zum russischen Reich gehörte, annektiert und dort auch politisch über eine Marionetten-Regierung in der Provinzhauptstadt die Macht übernommen.
Noch weiß niemand, ob sich das russische Expansionsstreben auf die Krim mit ihrer russischsprachigen Bevölkerungsmehrheit beschränkt, oder ob Putin versuchen wird, auch die Ostukraine mit ihrer Schwerindustrie und ihren engen Beziehungen zu Russland unter Kontrolle zu bringen. Auch in diesem Fall könnte er sich auf Hilferufe der russischsprachigen Bevölkerung berufen. Das Land würde damit zweigeteilt – ein Alptraum für die meisten Menschen in der Ukraine, aber auch für den Westen. » | Ein Kommentar von Ludwig Greven | Sonntag, 02. März 2014