SPIEGEL ONLINE: Saudi-Arabiens König ist wütend über den Syrien-Kurswechsel der USA. Einen Sitz im Uno-Sicherheitsrat hat Riad deshalb beleidigt abgelehnt. Der saudi-arabische Geheimdienstchef kündigt jetzt eine engere Zusammenarbeit mit Frankreich an.
Berlin - Es war eine überraschende und recht freche Absage: Ein Jahr lang hatte Saudi-Arabien mehrere Diplomaten und Millionen Dollar eingesetzt, einen nicht-ständigen Sitz im Uno-Sicherheitsrat zu bekommen, trotz des Widerstandes von Menschenrechtlern. Als es dann vergangene Woche soweit war, verzichteten die Herrscher in Riad plötzlich.
Als Begründung veröffentlichte das saudi-arabische Außenministerium eine etwas seltsame Erklärung, in der vom ungelösten israelisch-palästinensischen Konflikt die Rede war - als sei dies den Saudis erst jetzt aufgefallen, und von der "Tatenlosigkeit" des Sicherheitsrats im syrischen Bürgerkrieg. Das klang schon eher wahrscheinlich.
König Abdallah, der mächtigste Mann Saudi-Arabiens, hat den Ruf, zu Wutausbrüchen zu neigen, wenn er nicht bekommt, was er will. Bei der Krise in Syrien musste er dies zuletzt besonders erleben: Nachdem Barack Obama im September erst tagelang seine Verbündeten, darunter auch Saudi-Arabien, Frankreich und die Türkei, auf einen amerikanischen Raketenangriff gegen Baschar al-Assad eingeschworen hatte, machte er in der allerletzten Minute eine Kehrtwende. Die Verbündeten des US-Präsidenten hatten das Nachsehen.
Saudi-Arabien ist über den Kurswechsel Obamas wütend, weil sie Assads Position festigt: Indem die USA und Russland sich darauf einigten, dass der Diktator bis Mitte 2014 seine Chemiewaffen abgeben muss, machen sie auch klar, dass der Präsident bis mindestens zu diesem Zeitpunkt der wichtigste Mann Syriens bleibt. » | Von Raniah Salloum | Dienstag, 22. Oktober 2013