DIE PRESSE: Britischer Premier kritisiert in Ankara schleppende EU-Verhandlungen und fordert einen raschen EU-Beitritt.
Ankara. Ein leidenschaftlicheres Plädoyer für den EU-Beitritt der Türkei hätte sich die türkische Regierung von David Cameron kaum wünschen können. „Ich bin wütend darüber, wie die Fortschritte der Türkei hin zum EU-Beitritt durchkreuzt werden“, beklagte der britische Premier in Ankara, sein erster Türkei-Besuch seit seinem Amtsantritt im Mai.
Die Beitrittsgegner seien voller „Vorurteile“, kritisierte der konservative Politiker indirekt die Regierungen in Wien, Paris und Berlin, die sich zur türkischen EU-Mitgliedschaft stets skeptisch geäußert hatten. Bundeskanzlerin Angela Merkel, Staatspräsident Nicolas Sarkozy und Kanzler Werner Faymann haben nie ein Geheimnis daraus gemacht, dass dem Beitritt des moslemischen Land mit seinen 72Millionen Einwohnern eine „privilegierte Partnerschaft“ vorzuziehen wäre. >>> ag. | Dienstag, 27. Juli 2010
FOCUS ONLINE: Großbritanniens Premierminister David Cameron hat einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union (EU) gefordert. „Ich will, dass wir zusammen eine Straße von Ankara nach Brüssel bauen“, sagte Cameron bei einem Besuch in der Türkei. Ein Beitritt der Türkei in die EU gilt als umstritten.
Der britische Premierminister David Cameron hat sich vehement für einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union (EU) ausgesprochen. Die Gegner einer türkischen EU-Mitgliedschaft seien voreingenommen und ließen sich durch Protektionismus leiten, sagte Cameron am Dienstag bei seinem ersten Türkei-Besuch seit seinem Amtsantritt im Mai. „Dies ist eine Sache, in der ich sehr leidenschaftliche Gefühle hege“, sagte er in einer Rede vor der türkischen Handelskammer. „Ich will, dass wir zusammen eine Straße von Ankara nach Brüssel bauen.“
Die EU ist tief gespalten, ob sie dem muslimisch geprägten Land eine Vollmitgliedschaft einräumen soll. Insbesondere in Deutschland und Frankreich bestehen große Vorbehalte gegenüber einem EU-Beitritt. Kritiker argumentieren unter anderem, die Türkei würde sich nicht in die christlich geprägte Kultur der EU einfügen.
Bundesaußenminister Guido Westerwelle, der am Dienstagabend ebenfalls in der Türkei erwartet wird, sagte der „Bild“-Zeitung, die Türkei sei derzeit nicht beitrittsfähig und die EU nicht aufnahmefähig. Wer einen anderen Eindruck erwecke, liege falsch. >>> | Dienstag, 27. Juli 2010