NZZ am SONNTAG: Die Polen befinden sich im kollektiven Trauerschmerz, doch der politische Friede bröckelt. Schuld daran ist auch die Wahl der letzten Ruhestätte.
Trotz strahlendem Sonnenschein haben sich am Samstag in Warschau weit weniger Polen zu den Trauerfeiern für die Opfer der Flugzeugkatastrophe von Smolensk eingefunden als erwartet. Statt der bis zu 1,5 Millionen angekündigten Besucher kamen nach Polizeiangaben nur zwischen 60 000 und 80 000 zur Trauermesse auf dem zentralen Pilsudski-Platz zusammen. «Selten sind die Augenblicke der Geschichte einer Nation, in denen wir wissen und fühlen, dass wir wirklich zusammenstehen», sagte der seit Wochenfrist amtierende Übergangspräsident Bronislaw Komorowski. Das verunglückte Staatsoberhaupt Lech Kaczynski sei zu Lebzeiten nicht genügend geschätzt worden, hiess es unter spontanem Beifall während der Messe. >>> Paul Flückiger, Warschau | Sonntag, 18. April 2010