WELT ONLINE: Er lobte Richard von Weizsäcker und rechnete mit den "verachtenswerten Typen von Finanzmanagern" ab. Altkanzler Helmut Schmidt hat bei einer Würdigung für den Altbundespräsidenten die Schuldigen an der Wirtschaftskrise attackiert. An deren "Größenwahn" habe die Menschheit noch Jahre zu leiden.
Henry Kissinger war aus den Vereinigten Staaten nach Berlin gekommen, Vaclav Havel reiste aus Prag an und Helmut Schmidt machte sich aus Hamburg auf dem Weg – sie alle ehrten im Berliner Konzerthaus auf Einladung der Körber-Stiftung den Mann, der vor wenigen Tagen sein 90. Lebensjahr vollendete: Richard von Weizsäcker.
Das Leben des einstigen Staatsoberhauptes, sein Anteil an der Ostpolitik und die berühmte Rede vom 8. Mai 1985 kamen mehrfach zur Sprache. Außerdem ging es um die Zukunft Europas und die Weltpolitik, etwa den Umgang mit dem Iran.
Der sozialdemokratische Bundeskanzler a. D. würdigte den Altbundespräsidenten, der einst in der CDU Karriere gemacht hatte. Hinter einem schlichten Tisch in seinem Rollstuhl sitzend, ehrte Helmut Schmidt von Weizsäcker, dessen „Gedankenreichtum“ und seine „moralische Disziplin“.
Schmidt, diesmal ohne Zigarette, sprach von Weizsäcker mit „lieber Richard“ an, hanseatisch vollendet in der Sie-Form. Er benötigte nur wenige Momente, um die im Publikum erwartete „Schmidt Schnauze“ ertönen zu lassen. Von Weizsäcker habe sich nie für persönlichen Luxus interessiert, sondern für diesen „höchstens Verachtung“ übrig gehabt.
Er stehe damit im Gegensatz zu den „verachtenswerten Typen von Bank- und Finanzmanagern“, die mit „zügellosen Größenwahn“ der Welt mit der Wirtschaftskrise eine Rezession beschert hätten, unter der „beinahe die gesamte Menschheit noch Jahre zu leiden haben wird“, polterte Schmidt. >>> Von Daniel Friedrich Sturm | Sonntag, 25. April 2010