NZZ ONLINE: Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel hat sich bei ihrem Besuch in der Türkei um Entspannung bemüht. Sie machte aber deutlich, dass sie eine privilegierte Partnerschaft einem EU-Beitritt der Türkei vorzieht.
Mit einer kleinen Geste hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel am Montag die Atmosphäre bei ihrem Staatsbesuch in der Türkei aufgelockert. Sie überreichte dem türkischen Ministerpräsidenten Erdogan eine weisse Friedenstaube, die eine neunjährige Schülerin gemacht hatte, mit der Bitte, sie nach einiger Zeit weiterzureichen. Eine solche Geste war dringend notwendig. Zunächst hatte Merkel die Türkei gegen sich aufgebracht, als sie in Interviews mit türkischen Zeitungen erneut für ihre Idee einer privilegierten Partnerschaft der Türkei anstelle einer Vollmitgliedschaft in der EU warb. Darauf weigerte sich der Oppositionsführer Deniz Baykal, an einem Empfang mit Merkel teilzunehmen.
Erdogan hatte dagegen Deutschland mit seiner Forderung nach türkischen Schulen für die knapp drei Millionen Türken in Deutschland aufgebracht. Merkel reagierte mit schroffer Ablehnung: «Das bringt uns nicht weiter!» In Ankara vermied es dann Merkel möglichst, auf den Begriff «privilegierte Partnerschaft» näher einzugehen. Auch in der Schulfrage machte sie ein Zugeständnis. Natürlich, so erklärte Merkel, könne es in Deutschland türkische Schulen geben, so wie es deutsche Schulen in der Türkei gebe. >>> Jan Keetman, Istanbul | Dienstag, 30. März 2010