WELT ONLINE: Dutzende Einwanderer aus Nordafrika warfen Fensterscheiben ein und Autos um. Ausgelöst wurden die schweren Ausschreitungen in Mailand durch einen Mord an jungem Ägypter. Kritiker der Regierung beklagen verfehlte Einwanderungspolitik. In Mailand sind Stadt- Provinz- und Regionalverwaltung in der Hand der Rechtsparteien.
Am Montagmorgen sieht es wieder ganz normal aus in der Via Padova in Mailand, der Himmel ist grau wie die Häuser und der Verkehr rauscht hindurch. Nur bei Hausnummer 80 ist etwas anders: Ein Strauß roter Rosen lehnt an der Wand, einige Zettel sind mit Klebstreifen befestigt. „Wir sind bei Dir, Ahmed“, steht da. Rundherum drei rot-weiß gestreifte Hürden. Routiniert abgesperrt ist die Stelle, von der am Samstagabend alles seinen Anfang nahm.
Wie aus dem Nichts waren in den Seitenstraßen Via Fanfulla, Via Chavez und Via Arquà nördlich des Mailänder Doms Unruhen ausgebrochen: Dutzende Einwanderer aus Nordafrika, vor allem Ägypter, warfen Fensterscheiben ein und Autos um, die Bilder von Jugendlichen, die zu fünft ein Auto an der Seite hochhoben und auf das Dach stürzen ließen, liefen in allen Fernsehkanälen. Sie waren aufgebracht, weil hier, wo jetzt der Strauß mit den Rosen steht, mutmaßlich südamerikanische Einwanderer den 19-jährigen Ägypter Ahmed A. mit einem Stich ins Herz ermordet hatten. Ahmed A. war einem Mitglied der sogenannten „Latino-Gang“ zuvor in einem Bus auf den Fuß getreten, der Streit eskalierte und mündete in die Messerstecherei. Den Tod von Ahmed A. rächten die Ägypter mit Krawallen gegen südamerikanische Geschäfte. >>> Von Martin Zöller | Montag, 15. Februar 2010