WELT ONLINE: Neue Details über zwei angeblich in Libyen festgehaltene Schweizer Geschäftsleute bringen die Regierung in Bern in Bedrängnis. Einer der beiden „Gefangenen" soll gar Urlaub in Tunesien gemacht haben, regelmäßig mit dem libyschen Premierminister zu Tisch sitzen und Tennis spielen.
Das Schicksal der beiden libyschen „Geiseln“ beschäftigt die Schweiz nun schon seit mehr als 400 Tagen. Wie vertreibt sich Max Göldi (54), Libyen-Chef beim Elektrotechnikkonzern ABB, die langen Tage in der eidgenössischen Botschaft in Tripolis? Wie psychisch angeschlagen ist sein Leidensgenosse Rachid Hamdani (68), Verwalter eines Schweizer Bauunternehmens? Und vor allem: Wie lange wird der libysche Diktator Muammar al-Gaddafi ihnen noch die Freiheit verweigern, um die Verhaftung seines Sohnes Mutassim Bilal, genannt „Hannibal“, im Juli vergangenen Jahres in einem Genfer Luxushotel zu rächen? Während eine Antwort auf letztere Frage in weite Ferne gerückt ist, seit Bundespräsident Hans-Rudolf Merz Ende August mit seinem Versuch kläglich gescheitert ist, die Schweizer nach Hause zu holen, tauchen ständig Informationen über den älteren der beiden Geschäftsmänner auf, die nicht recht in das Bild einer Geiselhaft passen wollen.
„Einer der zwei sitzt regelmäßig mit dem Premierminister Libyens zu Tisch, und er spielt Tennis“, soll die Schweizer Außenministerin Micheline Calmy-Rey nach Angaben des Zürcher „Tagesanzeigers“ im Februar der Außenpolitischen Kommission des Parlaments berichtet haben. Gemeint ist Rachid Hamdani, der auch die tunesische Staatsbürgerschaft besitzt. Er bewegt sich in Gaddafis Reich offenbar sehr viel freier als Max Göldi, der der Boulevardzeitung „Blick“ zufolge außerhalb des Botschaftsgeländes um seine Sicherheit fürchtet. >>> Von Elisalex Henckel | Freitag, 11. September. 2009