Wednesday, July 15, 2009

Iran und die Atombombe: Der Albtraum der Welt

STERN: Die Mullahs und die Atombombe - das ist der Albtraum der Welt. Und es war lange klar, dass es so kommen könnte. Wie gefährlich ein nuklear bewaffneter Iran wirklich ist, und was der Westen jetzt unternehmen sollte.

Am 12. September 2002 - ein Jahr nach den Anschlägen von New York und Washington und einen Tag nach dem Werben von US-Präsident George Bush vor der Uno für einen Krieg gegen Saddam Hussein - sorgte sich Deutschlands damaliger Außenminister Joschka Fischer auf dem Rückflug aus den USA nach Deutschland wegen des iranischen Atomprogramms. "Was auch immer im Irak passieren wird", sagte er damals an Bord seines Regierungs-Airbus, "um den Iran mache ich mir viel größere Sorgen."

Womöglich wird der Ex-Außenminister wieder mal Recht behalten. Denn ein Konflikt um die nuklearen Ambitionen des Iran hat viel mehr Zündstoff als ein Krieg gegen den Irak - so verheerend der schon war. Und das liegt am Iran ebenso wie an seinen Gegnern. Denn letztere haben einen gehörigen Anteil daran, dass es überhaupt so weit gekommen ist.

Weshalb bemüht sich der Iran so sehr um die Bombe? Einmal aus dem Selbstverständnis des Landes als einer uralten bedeutenden Kultur heraus. Weshalb - so lautet das Argument der Iraner - spricht man ihnen das Recht auf eine Bombe ab, wenn doch andere Länder der Region - Pakistan oder Israel zum Beispiel - Atomwaffen besitzen.



Iraner sind Schiiten, umgeben von einem Meer ihnen oft nicht wohl gesonnener Sunniten. Sie sind keine Araber. Sie wurden 1980 von einem arabischen Nachbarn, von Saddam Hussein, überfallen und in einen Krieg verwickelt, der etwa 500.000 von ihnen das Leben gekostet hat. Noch heute trifft man in den Wartezimmern iranischer Kliniken Hunderte Männer, die dem Giftgas des irakischen Diktators nur mit Mühe entkommen sind.

Darüber hinaus hat der Irak-Krieg 2003 gezeigt, dass ein Land ohne Massenvernichtungswaffen mit dem Sturz seines Regimes rechnen muss. Wer welche besitzt wie Nordkorea, ist davor anscheinend gefeit. Und da die US-Regierung von George W. Bush und die hinter ihr stehenden Republikaner nie einen Hehl daraus gemacht haben, dass sie die Mullahs loswerden wollen, haben die schon vor Jahren begonnen, den Preis dafür nach oben zu treiben. >>> Eine Analyse von Hans-Hermann Klare | Mittwoch, 15. Juli 2009