Thursday, May 21, 2009

Spesenskandal und Finanzkrise: Der Niedergang der politischen Kultur Englands

WELT ONLINE: Beide großen Krisen der Gegenwart, die des wirtschaftlichen und des politischen Systems, berühren sich in Großbritannien auf geradezu unheimliche Weise, indem in beiden Fällen erschütternde Mängel an Führung und Urteilsvermögen zutage treten. Wer kann das Westminster-Modell aus dem Tiefpunkt seines Ansehens herausführen?

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In Bedrängnis: Premierminister Gordon Brown. Bild dank der Welt

Es ist ein merkwürdiges Ding mit der Demokratie, von der Churchill sagte, sie sei die schlechteste Regierungsform – mit Ausnahme aller übrigen. Der britischen Öffentlichkeit freilich ist gegenwärtig nicht zu solchen Bonmots zumute. Sie durchlebt eine tief greifende Krise des Vertrauens in ihre Mandatsträger, und das Wort „Parlament“ ruft in ihnen nur noch Zynismus wach.

„Herrschaft des Volkes durch das Volk und für das Volk“ – so pflegen wir mit Abraham Lincolns Worten in Gettysburg die Demokratie zu definieren. Ihre britische Variante klingt heute eher nach Herrschaft der Ansprüche durch das Selbst und für das Selbst. Einschließlich von Erstattungsansprüchen für Garten, Wohnkomfort, Badewannenstöpsel und die Wertsteigerung des eigenen Hauses. Westminster-Demokratie, Mutter aller Parlamente – Mutter allen Niedergangs? >>> Von Thomas Kielinger | Donnerstag, 21. Mai 2009