WELT ONLINE: Er kam, sah und siegte. Bei seinem Kurzbesuch in Berlin umschmeichelte Frankreichs Staatspräsident Sarkozy die Junge Union, ging mit Kanzlerin Merkel Schnitzel essen und gewann die Herzen der Berliner. Nur wüsste man gern, was er wohl auf dem Rückflug über seine Gastgeber gesagt hat.
Er kann durchaus charmant sein. Wenn er will. Er will bloß nicht immer. Am Sonntag jedoch zeigte sich Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy beim deutsch-französischen Freundschafts-Treffen der Jungen Union im Berliner Sony-Center von seiner allerbesten Seite: Strahlte, lächelte, schüttelte, Hände und freute sich über die T-Shirts der Fähnchen schwenkenden Jugend, auf denen er mit seiner Freundin „Ongdschela“ Merkel abgebildet war.
„Frankreich liebt Sie, Frankreich bewundert Sie, Frankreich ist Ihr Freund“, rief der Präsident den nachwachsenden Christdemokraten zu. Soviel ungezügelte Zuneigung erfahren Junge-Unions-Mitglieder sonst eher selten in der Öffentlichkeit. Der ein oder andere wähnte sich vermutlich in einer therapeutischen Sitzung, als Sarkozy auch noch hinzufügte „Frankreich fürchtet Sie nicht.“
Nicolas Sarkozy weiß natürlich, dass gerade Europa-Wahlkampf ist, und deshalb ist er aktuell besonders nett. Da pflegt er selbst die deutsch-französische Freundschaft, die ihm ansonsten nicht besonders nah am Herzen liegt. Da lässt er sich sogar von Kanzlerin Angela Merkel zu einem deutschen Schnitzel mit Spargel überreden. >>> Von Sascha Lehnartz | Montag, 11. Mai 2009