Wednesday, January 30, 2008

Totale Ablehnung für Türkei-Beitritt (Total Rejection of Turkey’s Accession to the EU)

DIE PRESSE: Eine neue Studie hat ergeben, in Österreich werden positive Aspekte des Beitritts kaum erörtert. „Die Presse“ stellt sechs Pro-und Kontra-Argumente zur Diskussion.

Wien/Istanbul. Eine neue Studie wagt einen Blick ins Jahr 2015. Das Szenario: Die Türkei hat die Beitrittskriterien erfüllt. Wie schon 2008 angekündigt, findet in Österreich, als einzigem Land in der EU, eine Volksabstimmung über den Beitritt statt. Boulevardzeitungen machen Stimmung für ein Nein. Die FPÖ erregt wieder einmal Aufsehen mit islamfeindlichen Äußerungen. 95 Prozent stimmen mit „Nein“. Nach zehn Jahren Beitrittsverhandlungen schlittert die EU in eine neue politische Krise. Wien ist voll mit tausenden Korrespondenten, darunter 900 aus islamischen Ländern. CNN und al-Jazeera befragen Bergbauern in Tirol und Taxifahrer in Klagenfurt: Was habt ihr gegen die Türken?

Ein unrealistisches Szenario? Nicht für die „European Stability Initiative“ (ESI), einen angesehenen Think Tank mit Stützpunkten in Berlin, Brüssel und Istanbul. In der neuen Studie „Der unbekannte Türke und eine künftige Volksabstimmung – Anatomie einer österreichischen Debatte“ beschäftigt sich das angesehene Institut mit genau diesem Szenario – und seinen möglichen Gründen.

Es geht um Kultur, nicht Religion

Die unterschiedliche Religion steht nicht im Vordergrund, zeigen die von der Studie zitierten EU-Umfragewerte. Für 60 Prozent ist diese Frage für einen EU-Beitritt irrelevant. Nur 28 Prozent sehen Europa als „christliche Festung“. Sehr wohl geht es aber um Kultur und Identität: Für 74 Prozent ist die Türkei einfach „kein europäisches Land“. Ebenso viele halten die kulturellen Unterschiede für zu hoch. Im EU-Schnitt sind es nur 54 Prozent. Durch diesen „Generalverdacht“ geraten mögliche positive Aspekte eines Beitritts, die in anderen EU-Ländern stark diskutiert werden, aus dem Blickfeld der Debatte: vor allem wirtschaftliche Vorteile und der Sicherheitsaspekt – die Türkei als „soft power“ im Nahen Osten.

Den Hauptgrund für die stark empfundene Fremdheit sieht Studienautor Gerald Knaus in fehlender Information über die moderne Türkei an den Schulen: „Österreichs Schüler lernen nichts über die Türkische Republik. In den Geschichtsbüchern kommt das Land nur im Zusammenhang mit den Türkenkriegen vor. Totale Ablehnung für Türkei-Beitritt >>> Von Karl Gaulhofer

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