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Wednesday, February 06, 2013

Genitalverstümmelung: "Die Klinge war stumpf, die Hebamme blind"

DIE WELT: Das barbarische Ritual der Genitalverstümmelung bei Frauen wird in der muslimischen Welt viel öfter praktiziert als bekannt. Im Nordirak gehen Aktivisten von Dorf zu Dorf, um die Praxis zu bekämpfen.

Zwölf Frauen haben sich in der Lehmhütte des Dorfvorstehers in dem kleinen kurdischen Ort Jalamord in Irakisch-Kurdistan versammelt. Die Sozialarbeiterin Rozan Kader ist aus der Stadt Sulaimaniya angereist, um in der Hütte einen Film über weibliche Genitalverstümmelung zu zeigen. Einige Frauen murren, dass man sie von der Arbeit weggeholt habe.

Der Dorfvorsteher schaut kurz herein und fragt, ob alles in Ordnung sei. Dann sieht man auf der Leinwand eine Ärztin über medizinische Folgen dieses Eingriffs reden; anhand einer Zeichnung wird die weibliche Anatomie erläutert. Einige kichern, andere drehen sich beschämt weg.

Als ein islamischer Geistlicher auftritt, muss Kader den Film unterbrechen, weil wütendes Gemurmel seine Erläuterungen übertönt. "Warum wurde uns nicht gesagt, dass es nicht Sunna ist?", will eine ältere Frau wissen. Sunna bedeutet dem islamischen Recht folgend.

Kader erläutert: "Erst jetzt wissen die Theologen, dass weibliche Beschneidung schädlich ist. Deshalb haben sie im Koran und den Erzählungen über den Propheten gesucht und dabei nichts gefunden, was sie fordert." » | Von Hannah Wettig | Mittwoch, 06. Februar 2013

Friday, September 18, 2009

Beschneidung: So brutal werden Frauen verstümmelt

WELT ONLINE: Mehrere Millionen Mädchen in Afrika und Asien müssen jedes Jahr die Beschneidung ihrer Genitalien ertragen. Oft leiden sie danach ein Leben lang. Eine neue Kampagne fordert nun, dass Patenschafts-Organisationen stärker gegen die grausige Praxis vorgehen. Doch die sehen die Sache etwas anders.

Fatous kleine Tochter sitzt auf ihrem Schoß. Sie weint und quengelt, denn sie bekommt gerade Zähne. In Fatous Heimatland würde der Anderthalbjährigen bald ein größerer Schmerz bevorstehen. Im Senegal würden dem Mädchen mit den winzigen Zöpfchen wahrscheinlich bald die äußeren Geschlechtsorgane ganz oder teilweise abgeschnitten werden.

Der Schmerz dabei ist das einzige, woran sich ihre Mutter Fatou noch erinnert. Sie weiß nicht, wie alt sie war, als sie mit den anderen Mädchen aus ihrem Dorf in den Busch ging, wo das Ritual feierlich an ihnen vollzogen wurde. Nur dieser unglaubliche Schmerz ist ihr so heiß in Erinnerung, als sei der Tag ihrer Verstümmelung gar nicht lange her.

Heute sitzt die 26 Jahre alte Fatou in einem Café am Berliner Landwehrkanal. Der Senegal ist weit weg. Den Zorn darüber, dass noch jeden Tag Mädchen in ihrer Heimat ihr Schicksal teilen müssen, hat Fatou mit nach Deutschland gebracht. „Als ich 17 war habe ich in meinem Dorf ein totes Baby gesehen. Es starb an den Folgen der Verstümmelung, wahrscheinlich ist es verblutet“, erzählt Fatou, „Ich konnte nicht mehr aufhören, an dieses kleine Mädchen zu denken. Das konnte doch einfach nicht richtig sein, was wir da taten.“

Mittlerweile ist Fatou als "Sister Fa" in ihrer westafrikanischen Heimat eine gefeierte Rap-Musikerin. Sie bricht Tabus, denn sie singt auch über die Genitalverstümmelung. Und sie redet darüber, dass all die Entwicklungshelfer in ihrem Land nichts bewirken. Deshalb macht Fatou in Deutschland bei einer neuen Kampagne mit, die seit heute mangelnden Schutz von Mädchen in Patenkind-Programmen anprangert.

Der Name ist sperrig, das Anliegen aber klar: Das „Bündnis zum Schutz von Mädchen vor Genitalverstümmelung in Patenkind-Programmen deutscher Entwicklungshilfe“ ist eine Taskforce aus Menschenrechtlern und Künstlern. Ihr Vorwurf ist gewaltig, greift er doch das gute Gewissen des deutschen Bürgertums an – Patenkind-Organisationen, allen voran "Plan", "World Vision" und die Kindernothilfe. Sie dulden, so der Vorwurf, dass hunderttausende Mädchen in ihren Programmen der Genitalverstümmelung ausgesetzt sind, obwohl sie damit werben, das Leben der Mädchen „nachhaltig zu verbessern“ (so ein Werbespruch der Organisation "Plan"). >>> Von Christina Brüning | Donnerstag, 17. September 2009