Das abgelegene Bergdorf Villar-d‘Arêne liegt zwischen Grenoble und Turin im Schatten des Berges La Meije, der „Königin der Alpen“, einer fast 4.000 Meter hohen Granitwand. Die Familie Rousset gehört zu den alteingesessenen Familien des Ortes. Jedes Jahr am dritten Wochenende im November lassen die Dorfbewohner eine Tradition wiederaufleben. Sie backen Hunderte „pô buli“, große Schwarzbrote aus Roggenmehl. Diese Tradition stammt aus einer Zeit, als es kaum genug Brennholz gab, um den Winter zu überstehen. Im Gemeindebackhaus wurde daher einmal im Jahr, kurz vor Wintereinbruch, für alle gebacken. So sparte man Feuerholz, den Rest brauchte das Dorf zum Heizen. Auch wenn die Dörfer heute im Winter zu erreichen und Gas- und Ölheizung längst Standard sind – die Tradition blieb lebendig: Die Einwohner treffen sich am alten Backhaus und bereiten zusammen das sogenannte gekochte Brot zu, essen, trinken und erzählen Geschichten. Die Tradition verbindet die Gemeinschaft und sorgt für Kontakt unter den Nachbarn. Um die Hitze des Backofens effektiv zu nutzen, arbeiten die Dorfbewohner abwechselnd in Schichten und rund um die Uhr. 400 Brote werden so an einem Wochenende gebacken, außerdem zahllose Aufläufe, Kuchen und Pasteten. An diesem Novemberwochenende besucht Caroline Rousset ihre Eltern zusammen mit ihren beiden Töchtern. In Villar-d‘Arêne wird vor allem mit Produkten aus der Region gekocht. Gerne handfest und deftig mit Kartoffeln und Kohl. Ein typisches Gericht der Region ist ein salziger Kuchen, der zusammen mit den Broten sieben Stunden lang im Ofen garen muss.
Esskulturreihe, Regie: Marie Villetelle (D 2018, 27 Min)
Verfügbar bis zum 10.01.2023