Jul 27, 2024 | In den Dörfern an den steilen Berghängen der Ostküste Sardiniens werden die Menschen so alt, wie kaum woanders auf der Welt. Was sind die Gründe dafür? Für Schäfer Antonangelo ist Bewegung das Geheimnis des Alterns, für Carolina ihre mit Käse und Kräutern gefüllten Teigtaschen. Doch auch die Genetik spielt laut einer Forschungsstudie aus der Region eine entscheidende Rolle.
In den Dörfern an den steilen Berghängen der Ostküste Sardiniens, in der Region Ogliastra, werden die Menschen so alt, wie kaum woanders auf der Welt. Wissenschaftler weltweit versuchen herauszufinden, was die Gründe dafür sind.
Der 91-jährige Antonangelo steht mitten im Leben. Er ist jeden Morgen bei seiner Schafsherde zum Melken, die Milch verarbeitet er später zu Käse. "Die Arbeit ist mein Leben, wenn ich damit aufhöre, sterbe ich", sagt Antonangelo. Er und seine Frau essen, wie viele Sarden der Bergregionen, fast nur einheimische Produkte. Ihre Rezepte für ein langes Leben heißen Bewegung und gesundes Essen. Giuseppino ist schon 100 Jahre alt und meistert die meisten steilen Wege in seinem Heimatdorf Villagrande immer noch zu Fuß. Ist die für die Bewohner anstrengende Hanglage das Geheimnis der hohen Lebenserwartung? Giuseppinos Familie kümmert sich, aber er lebt immer noch allein in seiner Wohnung und sprüht vor Energie. Für ihn gehören eine positive Lebenseinstellung und Humor zu einem langen Leben.
Die Geheimnisse des Älterwerdens sind trotz vieler wissenschaftlicher Untersuchungen noch nicht eindeutig geklärt. Eine Studie aus der Region kommt zu dem Schluss, dass in der ersten Hälfte des Lebens die Genetik eine wichtige Rolle spielt. Für die 91-jährige Carolina ist klar, dass eine intakte Familie die Voraussetzung für ein langes Leben ist. In ein Altersheim möchte sie nicht. Dass eine Mutter bei ihren Kindern alt wird, ist für sie das Wichtigste. Und das Kochen auf traditionelle Art, immer noch eine ihrer Lieblingsbeschäftigungen.
Reportage (D 2024, 30 Min)
Video verfügbar bis zum 19/06/2025
Der Honig, den Franca Corda und Renzo Cosseddu von den Wabenwänden ihrer Bienenstöcke schneiden, ist etwas Besonderes. Er wird im Spätherbst und Winter geerntet, wenn die Arbutus-Bäume in der Gallura im Nordosten Sardiniens blühen. Der bittere Honig (miele amaro) versüßt manches Gericht, so Seadas - mit sardischem Peretta-Käse gefüllte Teigtaschen - oder Niuleddi, Mandelkekse.
Im Nordosten Sardiniens wächst der Arbutus-Baum. Er beginnt erst im Herbst und Winter zu blühen. Der Corbezzolo-Honig versüßt nicht nur so manches sardische Gericht, seine Inhaltsstoffe helfen auch gegen Erkältung, Bronchitis und tun dem Magen gut. Franca Corda kann von dem bitteren Honig nicht genug bekommen. Sie wendet die mit Peretta-Käse gefüllten Teigtaschen, Seadas, darin und backt mit ihm Niuleddi, Kekse, die zu besonderen Anlässen gereicht werden. Mit ihrer Schwiegertochter Mattia, ist sie sich nicht immer eins, wenn es darum geht, wer von den beiden den Teig kneten und wer die leichteren Arbeiten machen soll. Spätestens beim gemeinsamen Essen mit der Familie ist aber wieder alles gut. Dann serviert Franca die Gallura-Suppe, das typische Gericht der Region.
Esskulturreihe, Regie: Cristina Ricci und Holger Preusse (D 2021, 33 Min)
Verfügbar bis zum 07.01.2023