WELT ONLINE: "Psychotherapie und Seelsorge" – der Titel einer Marburger Konferenz klingt harmlos. Dass Grüne, Junge Liberale und Schwulengruppen gegen das Treffen von Theologen und Psychologen Sturm laufen, liegt an zwei Referenten. Ihnen wird vorgeworfen, sie wollten Schwule therapieren.
In Marburg haben sich 1529 schon Luther und Zwingli gezankt, und nun sorgt eine weitere christliche Tagung dort für Streit. Dieses Mal geht es um Homosexualität. Vom 20. bis zum 24. Mai soll in Räumen – nicht in der Trägerschaft – der Stadt Marburg und der Philipps-Universität der "6. Internationale Kongress für Psychotherapie und Seelsorge" stattfinden, dem ein Bündnis aus Grünen, Jungen Liberalen und Schwulengruppen "Sexismus, Homophobie und Fundamentalismus" vorwirft. Und der Fraktionsgeschäftsführer der Grünen im Bundestag, Volker Beck, fürchtet, in Marburg könnten "Lesben und Schwule als defizitär, krank, therapiebedürftig oder sündhaft" dargestellt werden.
Der Protest richtet sich nicht gegen den Kongress – auf dem Theologen und Psychologen über christliche Identität reden –, sondern gegen einzelne Referenten. Denen wird vorgeworfen, sie hielten Homosexualität für heilbar, wollten Schwule therapieren und zu bibelgemäßer Sexualität bewegen.
Einer ist Markus Hoffmann, Leiter der Gruppe „Wüstenstrom“, der seine Wandlung vom Schwulen zum Heterosexuellen als Reifung und Befreiung darstellt: „Meine Identität war gereift, genügend positive Selbst- und Objektrepräsentanzen waren entstanden und damit wurde für mich die Homosexualität als Ich-Stütze überflüssig, heterosexuelle Gefühle konnten hervortreten.“ Bei „Wüstenstrom“ berät er Männer, die an ihrer Neigung leiden. >>> Von Matthias Kamann | Donnerstag, 16. April 2009