Von außen wirkt die Alhambra mit ihrer 2.000 Meter langen Mauer und den zahlreichen Türmen wie eine schmucklose Festung, doch sie birgt einen weltweit einzigartigen Schatz: eine mit unzähligen Ornamenten verzierte Palastanlage, die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert von den Nasridensultanen, den Herrschern des letzten muslimischen Reichs in Spanien, auf einem Hügel in Granada errichtet wurde. Die Nasridensultane schöpften aus dem Wissen und Können einer jahrhundertealten Kultur, beschäftigten die begabtesten Handwerker und perfektionierten ihre Kunst bis ins kleinste Detail, um ihre Stadt in eine idyllische Oase zu verwandeln – die letzte Demonstration der Talente und Zufluchtsort einer Welt, die durch den unaufhaltsamen Vormarsch der Reconquista bereits dem Untergang geweiht und zwischen der Notwendigkeit, ihr Territorium zu verteidigen, und einem fast philosophischen Streben nach Wohlbefinden hin- und hergerissen war. Der Film begleitet Archäologen, Restauratoren und Historiker bei der Arbeit. Sie erforschen die Geheimnisse der Herstellung der unzähligen Sterne in den Palastkuppeln, ergründen die Bedeutung der seltsam anmutenden Deckenmalereien in manchen Gewölben und die Feinheiten der komplexen Geometrie. Und sie beschäftigen sich auch mit den bisher kaum erforschten Palastwerkstätten, in denen die in ganz Europa begehrten Keramiken hergestellt wurden. Welch außergewöhnliches Zusammenspiel von Kunst und Wissenschaft brachte die meisterhaften Ornamente hervor? Woher stammt das für die Planung und Ausführung erforderliche Wissen? Wovon erzählen die mehreren Tausend kalligraphischen Inschriften auf den Wänden des Palastes? Wie konnte diese letzte Bastion der muslimischen Herrschaft in Spanien zweieinhalb Jahrhunderte überdauern – auf der Spitze eines Hügels, als die schillerndste mittelalterliche Akropole im Mittelmeerraum? Er wird noch lange dauern, bis alle Geheimnisse der zehn Hektar umfassenden Alhambra gelüftet sind.
Dokumentarfilm von Marc Jampolsky (F 2024, 92 Min)
Video verfügbar bis zum 24/11/2024