Herr Filipenko, Sie arbeiteten mehrere Jahre für den unabhängigen russischen TV-Sender Doschd. Bereits vor dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine sagten Sie, Russland wahre bloss noch den Anschein einer freien Presse. Wie und wann kippte die verhältnismässig liberale Praxis in die Repression?
Wir haben beobachtet, wie das Regime schrittweise repressiver wurde. Als der Sender Doschd 2012 vom Kabel genommen wurde und danach nur noch als Online-Angebot bestand, gehörte meine Satiresendung zu einer der ersten, die gestrichen wurden. Es hiess, man habe jetzt einfach kein Geld mehr für so etwas.War das eine Massnahme der Behörden, oder versuchte der Sender der Zensur zuvorzukommen?
Alle unsere Sponsoren haben ab diesem Zeitpunkt ihre Unterstützung beendet. Da musste entschieden werden, ob wir Satire und Kultur machen oder die Nachrichtensendungen. Die Entscheidung fiel dann auf die Nachrichten.» | Roman Bucheli | Mittwoch, 22. Juni 2022