Nach 1945 kommen in allen vier Zonen Deutschlands Besatzungskinder zur Welt. Die Briten, Amerikaner und Russen betrachten diese Kinder als Privatangelegenheit der Deutschen, nicht jedoch die Franzosen. Sie sehen in den Kindern deutscher Mütter und französischer Soldaten einen "nationalen Schatz", der heimgeholt werden muss. Seit Jahrzehnten stagniert die Bevölkerung in Frankreich. Mit den Besatzungskindern hoffen Bevölkerungsexperten und Politiker, die demographische Entwicklung wieder ankurbeln zu können. Auf höchster Ebene wird ein ehrgeiziges grenzübergreifendes Adoptionsprogramm aufgelegt. Viele Mütter willigen ein. Sie befinden sich meist in einer prekären Lage, oftmals von der Familie verstoßen und ohne Einkommen. Mit der Gründung der Bundesrepublik kommt das Adoptionsprogramm allmählich zum Erliegen, Frankreich fürchtet zunehmend um den außenpolitischen Schaden, den es anrichten könnte. Um alle Spuren zu verwischen, fordert Frankreich Anfang der 1950er Jahre alle Akten aus den deutschen Ämtern an. Ein Grund mehr, warum es für die Betroffenen bis heute außerordentlich schwer ist, die verschiedenen Teile ihrer Biographie zusammenzufügen. Vor der Adoption ihrer deutschen Identität beraubt, wissen viele der Adoptivkinder bis heute wenig über ihre Wurzeln. Der Film begleitet zwei von ihnen bei ihrem Versuch, ihre ersten Lebensjahre in Deutschland zu rekonstruieren, und deckt dabei diesen historischen Skandal auf.
Diese Doku des SWR von Anja Unger lief zuerst auf Arte und am 14.3.22 im Ersten und trägt den Originaltitel: Frankreichs deutsche Kinder.
Alle Aussagen und Fakten entsprechen dem damaligen Stand und wurden seitdem nicht aktualisiert.