Schon seit mehreren Jahren werden Oppositionelle in Russland immer stärker unterdrückt, unter dem Vorwand der strengen Aufrechterhaltung von Gesetz und Ordnung. In Wirklichkeit handelt es sich dabei um maßgeschneiderten Druck zur Legalisierung einer Repression, die sich nicht als solche bezeichnen will. Viele Unzufriedene schwanken zwischen Angst und Entschlossenheit, und manchen bleibt nur Gefängnis oder Exil – wie in den schlimmsten Zeiten der Unterdrückung sowjetischer Dissidenten.
Hört man die schrecklichen Leidensgeschichten der ehemaligen politischen Gefangenen, die in EU-Ländern aufgenommen wurden, hält man es kaum für möglich, dass 30 Jahre nach dem Untergang der UdSSR noch immer eine solche Gewalt existiert. Wie jedoch sehen die Narrative des anderen Russlands aus, das weiterhin an Putin glaubt und der Propaganda des Staatsfernsehens erliegt? Dank seines rhetorischen Talents und des Medienrummels um seine Person gelingt es dem russischen Präsidenten weiterhin, die Öffentlichkeit, teilweise auch die westliche, davon zu überzeugen, dass er populär, bescheiden und unersetzlich ist. Der Dokumentarfilm deckt auf, welche Sichtweise der Kreml über seine Medien verbreitet.
Russland sieht sich als Opfer der "Russenfeindlichkeit" des von ihm verteufelten Westens und verauslagt nach eigenen Angaben zum Schutz vor einer potenziellen NATO-Invasion 4,3 Prozent seines Bruttoinlandprodukts. In Deutschland betrug der Anteil der Militärausgaben am BIP im Jahr 2020 1,4 Prozent. Das erinnert an die finstersten Zeiten des Kalten Krieges zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion.
Ein im Pariser Exil lebender russischer Wirtschaftswissenschaftler hat jedoch eine viel einfachere Erklärung parat: Er vermutet, diese Militarisierung verschleiere nur das Ausmaß der Korruption, die Verschwendung der Einnahmen aus den russischen Gasexporten und Putins nicht gehaltene Versprechen zur Verbesserung der sozialen und wirtschaftlichen Lage. Was bleibt also 30 Jahre später von der Sowjetunion? Mit Putins idealisiertem Russland, das sich auf den Sieg von 1945 beruft, und den Unzufriedenen, die der Präsidentenpartei den Namen "Partei der Gauner und Diebe" gaben, koexistieren zwei Russlands: Das eine lebt in der Vergangenheit, das andere ersehnt eine andere Zukunft.
Dokumentation von Stéphane Bentura (F 2021, 53 Min)
Video auf Youtube verfügbar bis zum 16/04/2022
Voici le même documentaire en français.