Szenarien konfrontiert, sondern auch Russland. Wie könnte Wladimir Putin daraus einen Ausweg finden, nachdem er mit seinem präzedenzlosen Truppenaufmarsch entlang den Grenzen der Ukraine derart hoch gepokert hat? Gut möglich, dass er sich diese Frage gar nicht mehr stellt, weil er sich bereits zu einem Angriffskrieg entschlossen hat. Putin würde damit erst recht als Gewaltherrscher in die Geschichte eingehen – als erster Staatsführer seit Hitler, der ein europäisches Land mit geballter militärischer Macht überfiel, um Grenzen neu zu ziehen.
Wahrscheinlicher ist jedoch, dass eine Invasion für den Kreml weiterhin nur eine von mehreren Optionen darstellt. Putin versteht es, taktische Vor- und Nachteile nüchtern abzuwägen. Die Risiken eines Grosskrieges – von empfindlichen Verlusten über Sanktionen bis hin zu innenpolitischer Kritik – dürften ihn kaum kaltlassen. Trotzdem kann er nun nicht einfach klein beigeben. Mit völlig überrissenen Forderungen hat sich Russland selber in eine Ecke manövriert. » | Andreas Rüesch | Mittwoch, 27. Januar 2022