Wednesday, August 18, 2021

Nicht einmal in Burka traut sie sich raus


GEFANGEN IN KABUL

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG: Eine Tätowiererin, ein Breakdancer und eine Fotografin fielen in Kabul auch vor dem Einmarsch schon auf. Jetzt bangen sie um ihr Leben und ringen mit der Frage: Fliehen oder anpassen?

„Seit Sonntag verstecken wir uns“, erzählt Nargis in einer Whatsapp-Nachricht. Sie ist 27 Jahre alt und alleinerziehende Mutter, sie lebt in Kabul und hat in den vergangenen zwei Jahren als Tätowiererin gearbeitet. Zudem betrieb sie ein Kosmetik- und Massagestudio. Die Wände schmückte sie mit Postern von stark geschminkten Frauen in glitzernden Kleidern.

Damit war Nargis, die in Wirklichkeit anders heißt, auch schon vor der Machtübernahme der Taliban eine schillernde, für manche vielleicht sogar verpönte Person. Doch das Geschäft lief gut – so gut sogar, dass sie, die vor Jahren einer missbräuchlichen Ehe entkommen war, ihrem neunjährigen Sohn einiges bieten konnte: Privatschule, Fremdsprachenunterricht, eine Schildkröte als Haustier.

Jetzt haben beide Angst. „Das Studio habe ich abgeschlossen, selbst in die Nähe des Gebäudes und in den Stadtteil traue ich mich nicht, weil ich schon in der Vergangenheit Drohungen von den Taliban erhalten habe“, berichtet sie. Wir sind völlig untergetaucht, nicht einmal zum Einkaufen gehe ich nach draußen, und auch mit anderen Familienmitgliedern spreche ich kaum – nur mit denen, bei denen wir uns verstecken.“ » | Von Stefanie Glinski | Mittwoch, 18. August 2021

For Afghan Women, Taliban Stir Fears of Return to a Repressive Past: Since the U.S. ousted the Taliban, women and girls have rejoined society in ways that would have been unimaginable under their rule. Now those gains are threatened. »

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