«Liebe Menschen, die ihr euch noch immer nicht impfen lassen wollt, obwohl ihr es könntet. Ich bitte euch herzlichst, mich zu entfreunden. (. . .) Ich habe euch aufgegeben», postete die Zürcher Schriftstellerin Simone Meier letzte Woche auf Facebook. «Wer das Covid-Zertifikat gutheisst, bekennt sich zum Faschismus», twitterte fast gleichzeitig der Massnahmen-Gegner Nicolas A. Rimoldi. Wenige Tage zuvor war die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli sogar tätlich attackiert worden, als sie im Zürcher Oberland dafür warb, sich impfen zu lassen.
Die Schweiz in Woche 78 der Corona-Pandemie – ein zerrissenes Land.
Wie aber konnte es so weit kommen, dass aus einer solidarischen Gemeinschaft, die auf Balkonen musizierte und sich einen fröhlichen Wettbewerb in Sachen Nachbarschaftshilfe lieferte, in anderthalb Jahren eine Gesellschaft der Gehässigen und Feindseligen wurde? Welche Wunden bleiben nach dem Ende der Pandemie weiter bestehen? Und steht die Willensnation womöglich gar vor einem Tipping-Point, bei welchem die unwiederbringliche Spaltung in Corona-Leugner und Pandemie-Paniker droht? » | Daniel Gerny, Erich Aschwanden | Montag, 30. August 2021