Tuesday, July 20, 2021
REPORTAGE: Homosexuellen-Verfolgung: "Von Anfang an ohne jede Chance"
TAGESSCHAU: In Berlin wird heute an die Verfolgung von Homosexuellen in der NS-Diktatur erinnert. Unzählige Männer wurden damals drangsaliert und getötet. Eine Reportage über den Buchhändler Emil Haab aus der Pfalz.
Burkhard Jellonnek hält das Grauen in seinen Händen. An seinem Schreibtisch im saarländischen Köllerbach studiert der Historiker Akten aus der NS-Zeit. Ein Schwerpunkt seiner Forschung ist die Verfolgung von Homosexuellen durch Nationalsozialisten.
Experten schätzen, dass in dieser Zeit etwa 100.000 Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung drangsaliert wurden. Etwa 50.000 wurden verurteilt, bis zu 10.000 Menschen ermordet.
Buchhändler unter Spionageverdacht
Einer von ihnen war Emil Haab aus Neustadt an der Weinstraße. Jellonnek erforscht den Fall seit fast vier Jahrzehnten. In seiner Dissertation aus dem Jahr 1988 schrieb er über ihn: "Die Gestapo warf Herrn Haab damals - wie es offiziell hieß - 'Unzucht mit anderen Männern' vor. Er war ein gebildeter Mann, Buchhändler, sprach englisch, französisch und italienisch. Es fiel ihm offenbar leicht, auf Menschen zuzugehen. Ihn interessierten Männer."
Ins Visier der Gestapo geriet Haab zunächst, weil man ihn für einen Spion hielt. Haab hatte zahlreiche Kontakte zu französischen Soldaten an der Grenze. Dort war er offenbar auf der Suche nach Liebhabern. Bei einer Hausdurchsuchung entdeckte die Geheimpolizei dann zahlreiche Fotos von Männern. Außerdem hatte Haab Ende der 1920er-Jahre für die Homosexuellen-Zeitung "Der Eigene" einen Artikel verfasst. Der Gestapo reichte das. Homosexuelle wurden als "Staatsfeinde" gebrandmarkt » | Von Axel John, SWR | Samstag, 25. Juli 2021
Der lange Kampf gegen §175 »
Der "Schwulen-Paragraf" musste weg »