DIE WELT: Israels wichtigster Verbündeter schickt Warnsignale nach Jerusalem. Obama stellt die bedingungslose Unterstützung Israels im UN-Sicherheitsrat infrage – das könnte schon bald Konsequenzen haben.
Seit Wochen, so berichten israelische Medien, kriselt es zwischen israelischen und französischen Diplomaten. Hintergrund ist Paris' Vorhaben, dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Resolution vorzulegen, um dem Friedensprozess mit den Palästinensern neuen Schwung zu geben. Der Vorschlag, dessen Inhalt Ende Mai im "Figaro" bekannt wurde, schreibt die Richtlinien einer Lösung vor, mit so manch einem für Jerusalem problematischen Paragrafen. So sollen Verhandlungen innerhalb von 18 Monaten abgeschlossen, Jerusalem geteilt und alle israelischen Truppen aus dem Westjordanland abgezogen werden.
Bislang verließen die Israelis sich darauf, dass solche Initiativen von ihrem wichtigsten Verbündeten gestoppt würden. Das geschah zuletzt im Dezember, als Washington drohte, notfalls vom Vetorecht Gebrauch zu machen. Doch nun schickte US-Präsident Barack Obama eine unmissverständliche Drohung an Israels Premier Benjamin Netanjahu: Dessen umstrittene Aussagen machten es erheblich schwerer, Israel in der internationalen Arena zu verteidigen. Eine Verurteilung Israels im Sicherheitsrat oder die Verabschiedung von Resolutionen, die Jerusalem unter Druck setzen, wird wahrscheinlicher. » | Von Gil Yaron, Tel Aviv | Mittwoch, 03. Juni 2015