Die Wahl in der Türkei verändert das Land. Die Spannungen, die Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan innerhalb von wenigen Monaten aufgebaut hat, drohten es zu zerreissen. Nun bremst die kleine Kurdenpartei HDP Erdogans Machthunger. Statt einer Beförderung zum Superpräsidenten kann er erstmal einen Koalitionspartner für seine AKP suchen.
Erdogan führte die Klinge gegen Armenier und Schwule, gegen Kurden und kritische Presse. Gegen den Westen. Überhaupt: Wer nicht für Erdogan ist, ist ein Feind. Als Erdogan sich vor einem Jahr zum Präsidenten wählen liess, wollte er Staatsoberhaupt für alle Türken sein. Ein Bluff. Seither hat er einen tiefen Keil in die türkische Gesellschaft getrieben. Wie polarisiert das Land ist, zeigte der Bombenanschlag auf das Treffen der prokurdischen HDP in Diyarbakir zwei Tage vor der Abstimmung. Drei Menschen starben, weit über hundert wurden verletzt. Das werden die Kurden nicht vergessen. Wieder bleibt eine Narbe. » | Von Mike Szymanski | Istanbul | Sonntag, 07. Juni 2015