Es ist der Augenblick für apokalyptische Ausblicke, für «katastrophale Konsequenzen», vor denen beispielsweise Russlands Aussenministerium warnte, sollte Amerika Syrien wirklich angreifen. In der Tat kann ein internationales Eingreifen schwerwiegende Folgen für die Region haben, Kräfteverhältnisse verschieben, Regionalmächte ermutigen, militärische Gruppen provozieren. Der Fallout unter Syriens Nachbarn dürfte sehr viel überschaubarer ausfallen, wenn Washington sich auf zweitägige, eher symbolische Luftschläge beschränkt, ohne die Machtverhältnisse in Syrien entscheidend zu verändern.
Schon jetzt haben Präsident Bashar al-Assad und die Aufständischen inklusive der zahlreichen Jihad-Brigaden das Land praktisch untereinander aufgeteilt – ein dritter Teil gehört den Kurden. Führt Amerika nur «ein bisschen Krieg», kann diese Dreierbeziehung noch sehr lange weiter bestehen, was offenbar ganz im Sinne Washingtons ist. Dennoch ist selbst in diesem Fall nicht ausgeschlossen, dass auf einen ersten Warnschuss weitere folgen, dass der Westen am Ende doch in den syrischen Sumpf gezogen wird, dass jene Dynamik in Gang gesetzt wird, die eine unruhige Region aus den Angeln heben könnte. Aus dem syrischen Aussenministerium heisst es, Syrien werde sich gegen «jeden internationalen Angriff» verteidigen. Ein Militärschlag könnte «Chaos in der ganzen Welt» stiften – vor allem unter den Nachbarn. Weiter lesen und einen Kommentar schreiben » | Von Sonja Zekri | Tages-Anzeiger | Mittwoch, 28. August 2013