Monday, June 03, 2013


Nach #occupygezi: Erdogans Macht erodiert

SPIEGEL ONLINE: Erwacht in der Türkei eine neue Bürgergesellschaft? Zehntausende protestieren gegen Erdogan und trotzen der Polizeigewalt. Die Revolte zeigt: Der Premier ist nicht mehr unangefochten. Gefahr droht ihm aus mehreren Richtungen.

Berlin - Im Hintergrund sind die Dächer Istanbuls zu sehen, daneben das Konterfei Recep Tayyip Erdogans, überlebensgroß. Der mächtige Premier wacht über die Stadt, das ist die Botschaft des Bildes. Und er wacht über die Arbeit seiner Parteifunktionäre: Das Bild hängt in einem Konferenzraum in der Zentrale der AKP Istanbuls.

Doch jetzt gehen Bilder aus der Türkei um die Welt, die eine andere Botschaft senden. Jetzt sieht es so aus, als könnte dem mächtigsten Mann, den das Land seit Staatsgründer Atatürk gesehen hat, die Kontrolle entgleiten.

Noch Mitte Mai war Erdogan am Brooking Institute in Washington aufgetreten, hatte geprahlt, seine Regierung plane für 29 Milliarden US-Dollar einen dritten Flughafen in Istanbul, den mutmaßlich größten der Welt. "Die Türkei spricht heute nicht über die Welt", sagte er. "Die Welt spricht über die Türkei."

Zwei Wochen später bestätigt sich diese Einschätzung, doch anders, als Erdogan es gerne hätte. Die Welt spricht über die Türkei und ihren Premier als jemanden, der seine Bürger von Polizisten niederknüppeln lässt, als Machthaber, dessen autoritären Regierungsstil viele Türken nicht mehr hinnehmen wollen. » | Von Özlem Gezer, Maximilian Popp und Oliver Trenkamp | Montag, 03. Juni 2013


SPIEGEL ONLINE: Proteste in der Türkei: US-Außenminister fürchtet "exzessive Gewalt" gegen Demonstranten – US-Außenminister John Kerry zeigt sich besorgt über das Vorgehen der türkischen Polizei gegen die Demonstranten - und fordert eine Untersuchung der Vorfälle. Derweil setzen die Sicherheitskräfte erneut Tränengas gegen die Protestierenden ein. » | vks/Reuters/AFP | Montag, 03. Juni 2013