SPIEGEL ONLINE: Krawalle erschüttern Ägypten, Dutzende Menschen sind umgekommen - dennoch besucht Präsident Mursi am Mittwoch wie geplant Berlin. Es geht nämlich um Geld, um viele Millionen, die Kairo dringend braucht. Doch dafür muss der Islamist Antworten auf einige Fragen geben.
Berlin - Man kann sich kaum einen Small Talk vorstellen zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Ägyptens Präsident Mohammed Mursiam Mittwoch beim gemeinsamen Mittagessen. Zu viele und zu ernst sind die Fragen, die sich zwischen beiden aufdrängen.
Mursis erster Amtsbesuch in Deutschland hätte kaum zu einem schwierigeren Zeitpunkt stattfinden können. In drei ägyptischen Städten wurde der Notstand ausgerufen. Seit Donnerstag kamen rund 60 Menschen bei Krawallen ums Leben. Der Militärchef warnte am Dienstag vor einem Staatskollaps.
Eine eigentlich für Dienstag geplante Reise nach Äthiopien zum Treffen der Afrikanischen Union hat der Präsident abgesagt. Doch der Besuch in Deutschland ist für Mursi zu wichtig. Für Mursi steht viel Geld auf dem Spiel, das er dringend benötigt. Ägyptens Wirtschaft steckt in der Krise. Arbeitslosigkeit und Armut nehmen zu, der Vorrat an ausländischen Devisen schrumpft, das Haushaltsdefizit wächst. » | Von Raniah Salloum | Dienstag, 29. Januar 2013