TAGES ANZEIGER: In seiner mit Spannung erwarteten Rede rief Papst Benedikt XVI. zum Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden auf. Zudem sprach der Papst ein überraschendes Lob aus.
Im Bundestag hat Papst Benedikt XVI. die Politik zum Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden aufgerufen. Letzter Massstab eines Politikers für seine Arbeit dürfe «nicht der Erfolg und schon gar nicht materieller Gewinn sein», mahnte Benedikt XVI. heute in seiner philosophisch angelegten Ansprache über die Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaats. «Der Erfolg ist dem Massstab der Gerechtigkeit, dem Willen zum Recht und dem Verstehen für das Recht untergeordnet.»
Erfolg könne auch Verführung sein und «so den Weg auftun für die Verfälschung des Rechts, für die Zerstörung der Gerechtigkeit», warnte Benedikt XVI. Er erinnerte an die Zeit des Nationalsozialismus, der den Staat zum Instrument der Rechtszerstörung gemacht habe. Grundlegend Aufgabe des Politikers bleibe, dem Recht zu dienen und «der Herrschaft des Unrechts zu wehren». In Grundfragen des Rechts, in denen es um die Würde des Menschen gehe, reiche das Mehrheitsprinzip nicht aus. Jeder Verantwortliche müsse sich Kriterien seiner Orientierung suchen. » | dapd/pje/fgr / (mrs/dapd) | Donnerstag 22. September 2011